Seid ihr gerade auch jeden Sonntag damit beschäftigt, die neueste Episode von GIRLS zu verschlingen? Tatort hin oder her, manchmal sollte man Prioritäten im Leben setzen. Manchmal muss man wissen, wenn man es mit dem Highlight der Woche zu tun hat. Immerhin gibt es keine zweite Serie, bei der man so hemmungslos mitlachen und mitweinen kann, bei der man sich so peinlich berührt fremdschämt und sich selbst so oft wiedererkennt. Bei der jegliche Regeln der normalerweise medial vermittelten Ästhetik so über den Haufen geworfen werden, dass man schon an sich selbst zweifelt, wenn einem auffällt, dass man sich gerade an der ungefähr normalsten Sache der Welt stößt, weil man diese für gewöhnlich nicht im Fernsehen zu sehen bekommt. Zu verdanken ist dieser Streich vor allem einer: Lena Dunham. Die Tochter der beiden Künstler Caroll Dunham und Laurie Simmons mimt nicht nur eine der Hauptdarstellerinnen, sondern ist obendrein noch Regiesseurin, Drehbuchautorin und Produzentin der US-amerikanischen Serie - und dafür verantwortlich, dass unserem genormten, Sex-and-the-City-Desperate-Housewifes-geprägten Frauenbild ordentlich der Kampf angesagt wird. So sehr, dass ein kleiner Aufschrei durch die Welt geht, der inzwischen sogar bei der US VOGUE angekommen ist.
Wie sie dabei an Anna Wintour vorbeigekommen ist, kann ich leider auch nur mutmaßen. Fest steht: Lena wurde samt Chips-Cola-Cupcake-Schoki-Bäuchlein, kleiner Oberweite, Doppelkinn und X-Beinen für das Cover der Februar-Ausgabe abgelichtet. Und das von keiner Geringeren als Annie Leibovitz. An der Tatsache, dass hier und da Freund Photoshop inflationär zum Einsatz kam, möchten wir unsere Gemüter an dieser Stelle nicht erhitzen.
Wenn das Dunham-GIRLS-Phänomen bereits bei der VOGUE angekommen ist, ist es vielleicht sogar möglich, dass wir Mädels uns irgendwann doch noch so mit unserem Körper und uns selbst anfreunden, wie wir es verdient haben. Vielleicht lernen wir unser kleines Bäuchlein, die zu breiten Hüften, den zu kleinen Vorbau, die zu voluminösen Oberschenkel, die zu große Nase und und und irgendwann doch lieben. Denn ja, auch wenn wir alle mit unserer gespielten Toughness hausieren gehen - im Grunde sind wir alle kleine, verstörte Mädchen, die sich zu sehr von der kommerziellen, gephotoshopten Perfektion und der verschrobenen Realität vermeintlich normaler Frauenkörper der Medien beeinflussen lassen, regelmäßig am eigenen Körper zweifeln und uns mindestens einmal im Monat schwören, nie wieder auch nur ein Stück Schokolade anzurühren. Stattdessen sollten wir augenblicklich all diese Issues aus unseren Köpfen verbannen und einsehen, dass die GIRLS-Realität im Gegensatz zur Sex-and-the-City-Realität um ein Vielfaches mehr der Wirklichkeit entspricht und keine Frau jemals so perfekt sein kann, wie die Models der Werbekampagnen. Die haben ohnehin keinen Charakter. Und gerade Ecken und Kanten, kombiniert mit einer wahren gesunden Portion Selbstbewusstsein machen uns doch interessant, oder?
So viel dazu. Vergangene Woche stieß ich jedenfalls in meinem Facebook-Feed dann auf einen Kurzfilm, der anlässlich des Cover-Shootings für die VOGUE gedreht worden ist. Darin zu sehen sind Lena Dunham und VOGUE Editor at Large Hamish Bowles, die Posen üben, was das Zeug hält. Cindy, Naomi, Twiggy, Verushka, Gisele - die Posings der großen Supermodels und Stilikonen werden auf die Schippe genommen und von beiden so herzerfrischend nachgestellt, dass man sich das Lachen nicht verkneifen kann. Wir wussten gar nicht, dass die VOGUE so lustig und ironisch sein kann. Chapeau! Anschauen wird dringenst empfohlen. Das Nachdenken über verkappte Frauenbilder ebenso. Amen.