Eines meiner persönlichen Highlights während der Fashion Week in Berlin war die Show von Patrick Mohr. Letztes Mal habe ich diese wegen diversen Terminkollisionen verpasst und mir seit Jänner ordentlich in meinen Allerwertesten gebissen. Die Vorfreude war deshalb groß und die Erwartungen ziemlich hoch. Herr Mohr ist mittlerweile für seine eigenwilligen und speziellen Auftritte bekannt - in meinen Augen eine herrliche und dringend nötige Abwechslung zu den zahlreichen Runway Shows im Zelt am Brandenburger Tor.
Dieses Mal wurde ins Modehaus Jahndorf geladen. Mit etwas Verspätung öffneten sich die Türen des wunderbaren, alten Gemäuers. Über das gesamte Erdgeschoss waren die Models platziert, standen auf ihren Sockeln, starr und regungslos wie Statuen. Eine faszinierende Mischung aus unterschiedlichen Charakteren, verschiedenen Hautfarben und körperlichen Differenzen. In einem Eck fand sich eine ehemalige Bodybuilding-Legende, zwei Meter weiter eine hübsche, junge Rollstuhlfahrerin, nebendran ein etwas dicklicher, älterer Herr, dazwischen junge, spindeldürre Männer und Frauen. Daneben ein mittlerweile wunderschöner Mann, der im falschen Körper geboren wurde und seine körperliche Veränderung öffentlich machte. Personen, an denen man die Zeichen der Zeit deutlich sehen konnte, mischten sich neben blutjunge Models.
Und sie alle trugen die gleiche Message: am Ende des Tages sind wir doch alle gleich. Egal welcher Herkunft, egal welche körperlichen Einschränkungen wir alle mit uns tragen - Mensch ist Mensch. Eine Show, die wirklich zum Nachdenken angeregt hat und sich fest im Gedächtnis verankert hat. Die Mode geriet dabei fast ein wenig in den Hintergrund. Schlichte Enwürfe, fließende Stoffe, die Farben wurden hauptsächlich in Schwarz und Weiß gehalten und mit einigen, bunten Highlights versehen. Immer wieder fanden sich die Augen auf T-Shirts und Tops wieder, die sich förmlich durch die Zuschauer zu bohren schienen. Das Make-up lenkte das Augenmerk auch immer wieder auf die Gesichter der Models und irritierte zeitgleich in gewohnter Manier. Bunte Dreiecke über das komplette Gesicht und angeklebte Barthaare bei Mann und Frau verstärkten zusätzlich das Spiel der Verwirrung, Irritation und Provokation. Großartig!