Grüne Wiese und Vogelgezwitscher. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war ich in absoluter Wald und Wiesen-Laune, als ich den Runway von Lena Hoschek betrat. Wie immer hat sie es bisher geschafft, sich aus der Masse an Shows deutlich hervorzuheben, nicht zuletzt dadurch, dass sie sich immer wieder neu erfindet und es vermag, das Publikum jede Saison aufs Neue zu überraschen. Ihrem Stil bleibt sie dennoch treu und wirft der 50s Inspiration jedes Mal ein neues Mäntelchen über.
Auch das Publikum trägt einen großen Teil zur Atmosphäre der Show bei. Nirgendwo sonst habe ich so gut gelaunte Gesichter gesehen oder Leute, die mit dem Kopf zur Musik genickt, wenn nicht sogar mitgesungen haben. Ein Feeling, dass sie zweifelsohne überträgt und jede noch so lahme Trantüte mitreißt.
Diesmal war alles auf Picknickfreude ausgerichtet. Eine Welt in Grün und Kaugummifarben. Es gab Schleifen, wohin das Auge reicht, bauchfreie Tops, die ja sonst so gar nicht meinem Geschmack entsprechen, hier aber perfekt gepasst haben, ausgestellte Röcke, kurze, knackige Hosen und Cut-Outs. Pastelltöne mischten sich mit Karomustern oder großflächigen Prints. Dazwischen unifarbene Stücke oder groß gepunktete Stoffe. Das Highlight war für mich das wunderbare Hochzeitskleid. Auch wenn ich nicht so viel von heiraten und dem Kram halte, würde ich, sollte es doch eines Tages soweit sein, dieses Stück ins Auge fassen.
Eine wirklich tolle Kollektion, die fast bei jedem Stück ein akutes Haben-Wollen-Gefühl in mir auslöste und während der Show für einige Seufzer sorgte. Nur eines blieb irgendwie hängen und beschäftigt mich noch immer - warum wird eine Kollektion, die von den 50ern beeinflusst ist, als Frauen noch dort Kurven hatten, wo auch welche hingehören, von Mädels über den Laufsteg getragen, bei denen sich an vielen Stellen die Knochen deutlich abzeichnen?! Die entsetzten Blicke vieler Kollegen gaben mir die Bestätigung, mit dieser Frage nicht alleine zu sein. Einige Models sahen aus, als hätten sie seit Wochen nichts mehr gegessen. Ausgemergelt und knochig, von Lebensfreude war da nicht mehr viel zu sehen. Wirklich schade, weil die großartigen Kleider so gar nicht richtig zur Geltung kommen können. Die Cups der Kleider waren teils fast leer, die Träger rutschten während der Show ständig herunter. Ich bin mir sicher, dass ein paar Kilogramm mehr pro Model nicht geschadet hätten und der tollen Kollektion noch zu mehr Ausdruck verholfen hätten.