Während wir in den vergangenen Tagen morgens direkt im Modezelt aufschlugen und uns die Kollektionen der Labels im Bewegtbild auf dem Laufsteg ansahen, machten wir uns gestern auf zur Premium. Auf der Modemesse im Herzen von Berlin fanden sich neben einigen wenigen deutschen Labels wie Sabrina Dehoff, Franziska Michael und Hien Le vor allem skandinavische Lieblinge wie Ganni, Henrik Vibskov, Second Female und Stine Goya zum Anfassen. Besonders bei der Tags zuvor gesehenen Kollektion von Malaikaraiss schlug unser Herz höher, da wir die Kleidungsstücke zur Abwechslung mal anfassen konnten. Am Ende unseres zweistündigen Rundgangs waren wir nicht nur um hunderte von Eindrücken reicher, sondern hatten zusätzlich ein Testabo der Flair, eines der meiner Meinung nach momentan besten deutschen Printmagazine in der Tasche und wanderten schwer bepackt mit zig weiteren Lifestyle-Magazinen Richtung Mitte.
Dort machten wir einen kurzen Abstecher zu Weekday und Wood Wood - noch mehr skandinavischer Liebe also - um kurz darauf dicht an dicht der Installation von Perret Schaad beizuwohnen. Tolle Mode, aber sind wir mal ehrlich: Die Organisation war, gelinde gesagt, nicht hundertprozentig durchdacht und eingespielt. But well - keine Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Immerhin waren wir spät dran, schließlich wartete die Präsentation von Isabell de Hillerin im Fashion Zelt auf uns. Zu unserem Unbehagen setzte genau jetzt ein andauernder Regenschauer ein und bildete die sogenannte Kirsche auf der Sahnetorte aus schmerzenden, blasenübersähten Füßen, rotgeriemten Schultern und klirrend-kalten Ohren. Aber wir hielten durch und waren sogar pünktlich.
Nach der Show genehmigten wir uns den ersten Sekt des Tages und saßen danach erneut auf den schwarzen Bänken in freudiger Erwartung auf die Präsentation von Vladimir Karaleev. Dazu kann man nur sagen: finale Show, finale Perfektion. Nicht nur in der Mode bewies der Designer vollendetes Gespür für Ästhetik - auch der Soundtrack zur Show, eine Mischung aus u.a. Lordes "Royals", "Helter Skelter" von den Beatles und King Krules "Easy Easy", trug zur persönlichen Begeisterung bei. Gerade die Entwürfe für die Männer stimmten bis ins kleinste Detail. Wenn ihr mich fragt: So haben sich Männer zu kleiden, punktaus.
Nach der Show verließen Laura und ich überglücklich den Runway, nahmen den letzten Sekt der Modewoche zu uns und winkten dem Fashion Zelt und all dem aufgeblasenen Modegedöns zum Abschied, recht wehleidig.
Inzwischen sitzen wir beide bereits in unseren Zügen nach Hause und können uns nicht entscheiden, ob wir darüber nun froh oder traurig sein sollen. Gut, wenn wir ehrlich sind, war das vorerst genug der Mode. Und die nächste Fashion Week kommt bestimmt. Bis dahin!