Leipzig steckt in Sachen Mode zwar noch in den Kinderschuhen, allerdings gibt es hier und da Menschen, die für die Mode leben und etwas in die Hand nehmen. Ich erinnere vor allem an die CottonBox in der Südvorstadt, in der man ausgewählte Mode von tollen skandinavischen Labels erstehen kann. Vor kurzem bin ich dann durch Zufall auf das Label einer jungen Designerin gestoßen, die sich vor allem einem widmet: der Männermode. "Yes, Boy" ist die Antwort auf die Frage, ob Männer modisch sein können oder sollten - denn ja, sie können. Und das ganz unangestrengt, wie ihre gleichnamige Debütkollektion beweist. Grund genug, um der Designerin Franziska Eichhorn mal ein paar Fragen zu stellen.
Was ist das Thema deiner Kollektion bzw. worum geht es dir?
„Yes, Boy“ ist der Name der Kollektion und beschreibt mit diesem Ausruf die veränderte Haltung des Mannes gegenüber dem Thema Mode. Der Mann von heute ist keine graue Erscheinung mehr, vielmehr zieht er Kleidung heran, um sein Selbst und seine Persönlichkeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gleichzeitig geht es auch um Emanzipation, ein Herausbrechen aus alten traditionellen Rollenbildern und den damit zusammenhängenden Umgang mit Mode. „Yes, Boy“ soll dabei aber nicht verkopft und anstrengend wirken, vielmehr sollen Leichtigkeit und Verspieltheit ausgedrückt werden.
Woher kam deine Inspiration?
Meiner Kollektion ging eine theoretische Arbeit voraus, in der ich die zeitgenössische Modelandschaft in Europa exemplarisch untersucht habe. Dafür bin ich nach Stockholm, London, Paris und Berlin gereist und habe mir den modischen Wandel auf den Straßen angeschaut. Ich habe mit vielen Männern über dieses Thema gesprochen und dabei herausgekommen ist der Prototyp eines Magazins. Texte über die einzelnen Städte, mit Fotos unterlegt. Fast wie ein Blog, eine Bestandsaufnahme.
Diese Bestandsaufnahme war dann die Quelle meiner Inspiration.
Mit welchen Materialien hast du gearbeitet?
Hauptsächlich habe ich hochwertige natürliche Materialien, wie Leder, Seide und leichte Baumwolle verarbeitet. Im Kontrast dazu stehen derbe Wetter-, Jeans- und Wollstoffe. Vieles habe ich selbst mit Siebdruck veredelt, bemalt oder appliziert. Die Farbpalette umfasst leichte, frühlingshafte Farben, gedeckte Grün-, Braun- und Rottöne, sowie kontrastreiche, geometrische Muster.
Welches ist dein persönliches Lieblingsstück?
Ich liebe den hellen Trenchcoat mit den weißen Lederpellerinen, aber auch die verzierten Jogginghosen und die grafischen Hemden und Hosen und... eigentlich gibt es kein Lieblingsstück als solches, ich mag die ganze Kollektion sehr!
Was findest du an Männermode so interessant?
Interessant finde ich, dass noch nicht alles gesagt und gemacht wurde. Die Männermode wurde über Jahrzehnte hinweg perfektioniert - gerade wenn man an den klassischen Herrenanzug denkt - aber lange Zeit war dieses Teilgebiet der Mode unbeachtet und ohne große Veränderungen und Umbrüche. Das ändert sich gerade. Das macht die Arbeit für und mit Männern so spannend.
Hast du Designer-Vorbilder oder Idole?
Ich verehre Yves Saint Laurent für sein Werk, Walter van Beirendonck und das Männermodelabel Mjölk finde ich toll.
Du hast gerade deinen Abschluss an der „Burg Giebichenstein“ in Halle gemacht. Wie geht es jetzt weiter?
„Yes, Boy“ ist nicht nur der Name meiner Abschlusskollektion, sondern auch gleichzeitig der Name meines Labels. Das versuche ich aufzubauen. Dafür arbeite ich gerade an einer neuen Kollektion, die voraussichtlich im Herbst erscheinen wird. Ansonsten freue ich mich darauf, weiterhin interdisziplinär mit Leuten aus anderen Bereichen wie Film oder bildender Kunst zusammen zu arbeiten und mich eventuell eine zeitlang in einer Moderedaktion umschauen zu können.
Wir ziehen den Hut vor solch einer engagierten jungen Dame mit so viel Talent. Ihre Entwürfe bewegen sich zwischen cleaner Eleganz und lässiger Unbekümmertheit. Klassische Schnitte und Stoffe werden in einen neuen Kontext gebracht und kommen dadurch vertraut, aber auch vollkommen erfrischend daher. Finden wir unglaublich cool. Und hätten wir Leipzig beinahe nicht zugetraut.