Musicwatch: Here Is Why

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Tomorrow is our fate.
Foto: Johannes Heinke

 

Der Band Here is Why ist es zu verdanken, dass die Menschen in meiner Umgebung und ich selbst seit mehreren Tagen einen bestimmten Ohrwurm nicht mehr los werden: "What will I do? What will I do? ..."  Diese Zeilen, die sich fest in meinen Kopf und mein Gehör eingebrannt haben, stammen aus der neuen Single "Our Fate", die Ende vergangener Woche zusammen mit KEINEMUSIK auf der neuen gleichnamigen EP veröffentlicht wurde. Außerdem zu finden auf der neuen Platte sind die Single "Tonight" und ein Remix von "Our Fate", den Adam Port beigesteuert hat. Wie man sieht, haben die Leipziger auch schon über die Grenzen ihrer Stadt von sich Reden gemacht und schauen zurück auf eine LP und ein Remix-Album, auf dem u. a. Remixes von Kasper Bjørke, Daniel Bortz, Lake People und Monkey Safari zu finden sind. Auch Arte findet die Vier super dufte. Vor kurzem wurde die Band von MELT! Booking unter Vertrag genommen, was natürlich nichts daran ändert, dass sie weiterhin noch beim hauseigenen Label RIOTVAN dabei sind. Da scheint also ganz schön viel passiert zu sein. Wir haben Markus und Michael, die beide auch noch solo mit ihren DJ-Projekten Peter Invasion und Good Guy Mikesh unterwegs sind, im Leipziger Café Kafic zum Interview getroffen. 

 

Lola: Wo steht die neue EP im Vergleich zum Vorgänger?
Michael: Wir haben uns im Vergleich zum Debüt, dass damals auch ganz anders zustande gekommen ist, weiterentwickelt. Der Sound der neuen EP ist weniger elektronisch. Es handelt sich zwar immer noch um elektronische Musik, hört sich aber trotzdem mehr nach einer „Band“ an.
Markus: Wir haben beim Produzieren vor allem darauf geachtet, dass es richtige Becken und Bässe gibt, damit die Songs organischer klingen. Das erste Album war hingegen mehr computergemacht.

 

Lola: Welche Bands oder Künstler inspirieren euch in eurer Musik?
Markus: Das ist unterschiedlich. Es gibt da keine speziellen und jeder von uns kommt auch so ein bisschen aus einer anderen Richtung. Der eine ist eher im HipHop beheimatet, der andere eher im poppigen Bereich. Es hat praktisch jeder so für sich seine Inspiration. Deswegen ist auch der Sound der neuen Platte nicht ganz so auf etwas Konkretes zurückzuführen wie vielleicht noch beim ersten Album.
Michael: Wir sind alle wirklich sehr verschieden - auch von dem, was wir hören. Aber gut ist eben wirklich, dass wir alle einen gemeinsamen Nenner finden. Ich glaube, dass wir alle zusammen eine bestimmte Art von Musik gut finden und das ist eben das, was bei unserer Arbeit herauskommt. Wir treffen uns am richtigen Punkt.

 

Lola: Wie entsteht ein Song nach und nach?
Michael: Das ist sehr unterschiedlich. Am Anfang war es noch so, dass die Songs schon komplett da waren, bevor wir sie als Band umgesetzt haben. Jetzt machen wir es gemeinsam. Manchmal ist es so, dass ein Song direkt im Proberaum entsteht und wir uns dann zu Hause damit weiter beschäftigen. Oder es kommt jemand mit einer Songidee und dann wird zusammen daran gearbeitet. Es wird immer mehr eine gesamte Bandgeschichte, in die sich dann jeder mit einbringt bzw. eine konkrete Rolle spielt. 

 

 

Foto oben: KEINEMUSIK, Foto unten: Johannes Heinke.

 

Lola: Wie erklärt ihr euch, dass ihr so schnell erfolgreich wart und das auch über Leipzig hinaus?
Michael: Na ich glaube einfach, dass die Musik gut ist.
Alle lachen.
Michael: Gleichzeitig versuchen wir auch, wir selbst zu sein. Wir achten darauf, dass alles authentisch ist. Alles was wir machen, ist aus eigener Kraft entstanden. Ich glaube, diese Aura ist irgendwie zu spüren. Klar ist es auch wichtig, die richtigen Leute zu kennen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dass man dadurch noch ein paar Sachen vorantreibt, ist natürlich noch ein entscheidender Fakt. Im Endeffekt ist aber das Wichtigste, dass wir das machen, was wir sind.

 

Lola: Wie sind die Remixes eures Remix-Albums zustande gekommen? Es sind ja viele namhafte DJs wie Kasper Bjørke dabei, die auch nicht aus Deutschland kommen.
Michael: Wir peppen die ganze Geschichte mal ein bisschen auf: Also... wir waren auf Safari mit Kasper Bjørke...
Beide lachen.
Michael: Nein, Quatsch. Markus hat sich um eine Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Private Night“ von RIOTVAN gekümmert und dazu war Kasper Bjørke eingeladen. Wir haben bei uns zuhause das Dinner gemacht und den Abend zusammen verbracht. Da ist das so ins Rollen gekommen. Wir haben uns erst einmal kennengelernt und da gab's schon die Idee, vielleicht mal einen Remix zu tauschen. Als das Remix-Album dann in Planung war, lag direkt auf der Hand: „Okay, wir fragen mal Kasper Bjørke.“ Den Remix hat er dann natürlich auch gemacht.

Markus: Bei den anderen DJs war es genauso. Das sind alles Freunde und Bekannte wie Daniel Bortz zum Beispiel und da hat sich das so angeboten.

 

Lola: Zu eurem Label RIOTVAN, von dem Markus ja der Head ist - Wie lang gibt’s das schon?
Markus: Die erste Party gab es 2006, aber in ganz anderem Rahmen. Aber das Label gibt’s eigentlich erst seit einem Jahr.
Michael: Das Label ist eigentlich durch „Here is Why“ entstanden. Wir wollten die Platte machen und haben überlegt, wie wir es veröffentlichen können, sodass wir alles selbst steuern können. Markus hatte eigentlich schon immer die Idee, ein Label zu machen und dann ging es los.
Lola: Und ihr habt dann irgendwann einfach noch andere befreundete Künstler mit reingenommen?
Markus: Genau, was man eben so gut findet. Das muss auch nicht unbedingt ein Freund sein. Wenn ein Demo kommt und das gefällt uns super, dann nehmen wir das auch mit auf.
Lola: Nach dem Prinzip: Was man selbst gut findet, mögen auch die anderen.
Markus: Richtig. Praktisch gehören aber alle dazu. Michael, Linda oder auch Filburt und einige mehr sind genauso ein Teil von Riotvan. Die Entscheidungen treffe letztendlich ich, aber die anderen geben mir Tipps und Feedback und bringen sich mit ein.

 

Lola: Habt ihr ein Ritual vor Auftritten?
Markus: Sekt auf Eis. Aber das klappt nicht immer. Aber meistens schon.
Michael: Wir sitzen vor jeder Show oft beisammen.
Markus: Und dann gibt’s einen Handshake oder „1, 2, 3 – es geht los.“
Michael: Es gibt schon Rituale, aber die sind noch nicht so ganz etabliert.

 

 

 

Lola: Wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Michael: (Wendet sich an Markus.) Wie haben wir uns eigentlich kennengelernt?
Markus: Du hast mich damals hier im Café Kafic angesprochen.
Michael: Ach ja, da vorn saßen wir.
Markus: Du hast mich angesprochen, wir müssen mal was zusammen machen. Ich kannte Michael so von seinem Soloprojekt „Good Guy Mikesh“. Da ist er ja auch aufgetreten.
Michael: Er hat mich gar nicht für voll genommen.
Markus: Aber er anscheinend mich. Ich glaube, dann hab ich irgendwann mal Filburt für eine Party gebucht. Genau, für die Distillery vor vier, fünf Jahren. Da kam gerade die erste Platte von „Good Guy Mikesh & Filburt“ heraus und da meinte Filburt, ob er nicht mal Michael mitbringen könnte. Wir haben uns dort zum ersten Mal richtig unterhalten und kennengelernt. Dann hat sich das alles einfach so ergeben. Später kam noch Linda dazu und zuallerletzt Flo.
Michael: Das Album war bereits da und schrie nach einer Liveband. Ich wusste, dass Markus und Linda früher in einer Band gespielt haben und dachte mir „Okay, ist 'ne schöne Kombi, jemanden an den E-Drums zu haben und ein Mädchen am Bass.“ Dann haben wir einfach angefangen.
Markus: Flo kam erst vor anderthalb Jahren dazu. Wir hatten ihn gefragt, ob er sich das vorstellen könnte und er ist dann zur Probe mitgekommen.
Michael: Das funktionierte eigentlich sofort ganz gut, weil ihr beide auch schon früher zusammen Musik gemacht habt.

 

Lola: Woher nehmt ihr eure musikalischen Kenntnisse?
Michael: Das Leben, das Leben.
Lola: Habt ihr in der Kindheit irgendwie Klavier gespielt oder... ?
Michael: Ja, genau! So war's. Ich saß schon mit zwei, drei Jahren am Klavier. Mit drei schwarzen Tasten hat es angefangen. Ich hab also schon immer Musik gemacht.
Markus: Ich habe Gitarre gespielt. „Oasis“ und so waren immer ganz groß für mich und ich wollte die Songs nachspielen. Dann haben mir meine Eltern Gitarrenunterricht finanziert. Flo war sowieso schon immer in einem Bläserorchester, seit er fünf oder sechs war. Er spielt auch ganz super Klarinette, er ist da sehr sehr begabt. Linda hat sich das Gitarrespielen selbst beigebracht, so Learning-by-Doing.

 

Lola: Was war euere erste CD oder Platte?
Michael: Das erste große Ding war für mich „The Prodigy“ mit „Weather Experience“. Das hat mich echt eine lange Zeit richtig geflasht. Danach war es „The Bends“ von „Radiohead“. Krasser Kontrast, ja.
Markus: Dank meinem großen Bruder lief immer "Nevermind", als ich sechs war. Das war jetzt nicht meine erste Platte, aber das war eben immer da. Meine erste richtige, selbstgekaufte war „Oasis“ oder so, bin mir nicht sicher.

 

Lola: Habt ihr einen derzeitigen Ohrwurm?
Markus: Ich persönlich höre gerade „Anika“ rauf und runter. Das höre ich gerade zumindest die ganze Zeit. „Yang Yang“ und so.
Michael: Hm, nee. Doch, ich muss mal sagen: die neue Keinemusik-Nummer ist echt ein super Ohrwurm. „Broken Toy“, das ist echt klasse.

 

Lola: Habt ihr einen persönlichen Lieblingstrack von Here is Why?
Markus: Ich finde das neue „Tonight“ super. Wenn ich das höre und z.B. durch die Stadt laufe, dann bekomme ich ein gutes Gefühl. Und „Room 3141“, den kann ich immer wieder hören. Den Rest hat man tatsächlich schon zu oft gehört. Weil wir „Room 3141“ nicht live spielen, zumindest nicht in dieser Richtung, ist das wohl mein Favorit.

Michael: Im Endeffekt sind das alles unsere Babys. Und wir lieben sie alle. (Lacht.)

 

 

 

Lola: Habt ihr noch andere Leidenschaften außer der Musik?

Markus: Fahrrad fahren.
Michael: Fahrrad fahren.
Markus: Ja also, Musik ist allgegenwärtig.
Lola: Könnt ihr gut kochen?
Markus: Ja kochen, wir kochen super gerne. Jetzt, wo du das sagst, das entspannt mich immer.

 

Lola: Euer schlimmster Mode-Fehltritt?
Markus: Ich hab voll diese New Rave-Zeit mitgemacht. Das war dann bei den Haaren schon so mit einer Seite kurz, eine Seite lang. Neongelbe American Apparel-Jacken, irgendwelche krassen Schuhe und viele Ketten.
Michael: Bei mir war es ein schwarzes Raiders-Base Cap als Teenager.

 

Lola: Lieblingsdesigner/ -label?
Michael: Wir haben unseren eigenen Designer. (Lacht.)
Markus: Ja, er hat's tatsächlich.
Michael: Ja, meine Freundin macht Mode hier in Leipzig. Sie hat vor kurzem ihr Label „Yes, Boy“ gegründet. (Wir berichteten). Die Hälfte meiner Klamotten sind quasi echte Designerstücke. (Lacht.)
Markus: Vieles. Bei Hosen April 77, bei Hemden Wood Wood oder Soulland u.s.w... was halt gerade gefällt!

 

Lola: Was sind eure Lieblingsplätze in Leipzig?
Markus: Markleeberger See, Café Cantona, Anna Linde und und und...
Michael: Der Leipziger Westen. Auch wenn es gerade so ein Hype-Thema ist. Aber das sind so Gegenden in Leipzig, wo man sich wohlfühlen kann, weil alles sehr persönlich ist. 

 

Lola: Welche Pläne gibt es noch für dieses Jahr?
Michael: Wir bereiten gerade ein Video vor. Es wird Touren und andere Projekten geben, auch Auslands- reisen, z.B. nach Sibirien. Zu viel möchten wir allerdings an dieser Stelle nicht verraten.

 

 

 

 

Wer nun unbedingt wissen möchte, wie sich die Musik von Here is Why anhört, dem empfehle ich, fix oben auf PLAY zu drücken und unbedingt unter Soundcloud nachzuschauen. Und nach einem KLICK gibt's die neue EP zu hören. Aber Vorsicht - der Ohrwurm kommt schneller, als gedacht. 

 

    AUTHOR:
    LOLA

    Modemädchen durch und durch.

    Minimal Chic und New Sports ist ihr Metier, über Normcore und andere Phänomene der Mode kann sie nickend Romane erzählen und trotz Totalausfall beim Anblick der neuesten Laufstegbilder und Lookbooks ist die Dame nicht auf das Köpfchen gefallen. Lola liebt Kopenhagen und Kafka, hat eine Schwäche für Männermode und Musikhits, ist aber auch für Kunst und Kitsch zu haben.