Rosa Loy und ihre Frauen

anna
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Wenn Augen leuchten.
© Andreas Pein

Es gib Bilder, die einen sofort gefangen nehmen. Die etwas Besonderes besitzen. Etwas das berührt. Mit den zarten Aquarellen von Jeanne Mammen ist das so oder mit Jochen Kleins wunderbar figurativen Arbeiten. Rosa Loy gehört zu jener Kategorie. Ihre Bilder zeigen Frauen meist in selbstbewussten Rollenbildern, stets umweht von einer gewissen Zartheit; Verletzlichkeit. Durch eine Mischung aus neuer Romantik, preussischem Puritanismus und Surrealismus – wobei die Naturelle Romantik deutlich überwiegt –  entsteht eine märchenhafte Grundstimmung, die typisch ist für Loys Werk. 

Das facettenreiche Frauenbild im Gesamten und die Vielschichtigkeit im Einzelnen sind es, was die Darstellungen so einzigartig machen.  Loy trifft den Zeitgeist punktgenau. Ihre Frauen sind moderne Frauen des 21. Jahrhunderts, in all deren Widersprüchlichkeit.

 

Rosa Loy, 1958 in Zwickau geboren, gehört mit ihrer einprägsamen figurativer Malerei zu den bekannteren Vertretern der neuen Leipziger Schule. Nach ihrem Diplom zur Gartenbauingenieurin, studierte sie von 1985 – 1990 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, bevor sie professionell zur Malerei fand. Der große Durchbruch kam jedoch erst zur Jahrtausendwende, nachdem sich ihr Werk weg vom Floralen hin zur Darstellung von Frauenfiguren entwickelte. Loys bevorzugte Technik, von Anfang an, ist das Malen mit Kasein, was sich in einer besonderen Farbtiefe der Bilder widerspiegelt. 

 

Rosa Loys Arbeit ist auch geprägt durch die Partnerschaft zu Neo Rauch, einem der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart und Leitfigur der Leipziger Schule. Beide Künstler bilden zunehmend einen befruchtenden Antagonismus zueinander. Weisen die Bilder in der Verwendung von Symbolen noch Ähnlichkeiten auf – grafische Elemente spielen oftmals eine nicht unerhebliche Rolle –  so zeigt sich im szenischen Aufbau ein konträrer Ansatz. Rauchs Darstellungen wirken oftmals laut, zerrüttet und fragmentiert, während Loys Bilder ausbalancierter sind und eine gewisse Ruhe und Ordnung ausstrahlen. Das Erstaunliche: Trotz der divergenten Bildsprache, stehen sich die Bilder nicht im Weg; befinden sich im Einklang. 

 

Früher nur als Frau an seiner Seite wahrgenommen, hat sich das Werk von Rosa Loy inzwischen weitgehend emanzipiert, beeinflusst gar indirekt das Schaffen von Weltstar Neo Rauch. Der feststellt, wie sehr "die Rosawelt mit all ihren eigentümlichen Selbstverständlichkeiten auf mich übergegriffen hat".

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder 1, 2, 3, 4, 5 © Rosa Loy, 1) And den Mond, 2009 2) Die andere Seite, 2009 3) Demut, 2011 4) Kalthaus, 2012 5) Der Planetenladen, 2010
Bild 6, 7 @ Pippy Houldsworth Gallery, 6) Der Bienenkorb, 2011 7) Die alten Geschichten 2009 Bild 8 © Uwe Walter, 8) Neo Rauch & Rosa Loy
 
    AUTHOR:
    ANNA STICKSEL

    Die neue Sachlichkeit.

    Sie ist ganz oder gar nicht. Liebt Attitüde und Irrsinn. Von Kurzweilig ist sie weit weg. Nimmt sich Zeit und lernt sich kennen. Sie denkt sich: "Lieber ab und an von gestern, als ständig fast forward". Auf dem Boden der Tatsachen und trotzdem der Zeit voraus. Liebt das Emotionale im Leben, und das Sachliche in allem Anderen. Hat verstanden: lieber Besseres zu wenig, als Schlechteres zu viel.