Local Heroes #2: NEWMEN

laura
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An erster Stelle steht die Musik.
Bilder via NEWMEN

Local Hereos die 2: Dieses Mal haben wir uns in Frankfurt herumgetrieben und für euch 5 schmucke Herren zum Stelldichein gebeten. Joel, Joerg, Timm, Martin und Simon eint eine große Passion. Die Musik. Das Ergebnis ist die Band NEWMEN. Ihr Sound klingt nach einer wunderbaren Mischung aus Computer generierten Tönen und waschechten analog gespielten Instrumenten. Egal, ob Gitarre, Schlagzeug oder Synthesizer: Aus jeder gespielten Saite, aus jeder gedrückten Taste und aus jedem Schlag auf die Drums klingt der leidenschaftliche Hang zur Perfektion. Die Texte treffen Kopf und Herz gleichermaßen und wer sich auf sie einlässt, wird schnell merken, dass er es hier mit weit mehr zu tun hat, als rein affirmativen, oberflächlichen Lyrics.


Kostprobe gefällig? Die erste EP ist seit Ende Juli endlich auf dem Markt. Via Bandcamp bekommt ihr „SUNHOUSE“ sogar per Gratis-Download direkt auf die Ohren. Trotzdem darf, wer will, dafür gerne auch einen kleinen finanziellen Support leisten. Schließlich können auch echte Vollblutmusiker leider nicht nur von Luft und Liebe leben. Noch besser als gemastered aus dem Studio klingen die Jungs aber in jedem Fall live. Neben der schönen Mainmetropole zieht es die Fünf regelmäßig nach Berlin, wo sie von Auster Club bis Lido die Nächte in der Hauptstadt bereichern. Welche andere Stadt sollte man denn auch sonst schon gegen Frankfurt eintauschen. 


Und bevor meine Schwärmereien die Chance haben noch weiter ausufern — zugegeben, ich oute mich hiermit als waschechtes Groupie — lasse ich die Herren selbst einmal zu Wort kommen. Die haben uns nämlich Rede und Antwort gestanden zu ihrer Musik, ihren Plänen und einer der wohl unterschätztesten Städte Hessens. 

 

 

Erzählt doch mal, wie seid ihr auf den Namen „NEWMEN“ gekommen?
Der Name sollte in jedem Fall unsere Vorstellung von Musik widerspiegeln: Kompaktheit, Minimalismus, Serialität und Ambivalenz. Der Name stellt sich in gewisser Hinsicht wie ein Branding oder ein Firmenname dar. Er imitiert die uns umgebende, omnipräsente Werbewelt und hinterfragt zugleich deren normative Imperative von „Neuheit“ und „Männlichkeit“.


Und wie könnte man eure Musik am besten in 5 Worten beschreiben?
Das muss der Zuhörer entscheiden. :-)


Euer Musikstil ist eine Mischung aus Lo-fi Pop, Post Wave, Garage und Noise. Was, würdet ihr sagen, macht eure Musik sonst noch aus?
Die Verbindung aus traditioneller Vorstellung von Musik wie Melodie, Harmonie etc. mit deren avantgardistischer Gegenkonzeption wie etwa Lärm oder Zufall. Das spiegelt sich auch im Sound wieder, etwa wenn wir noisige Gitarren mit weichen analogen Synthesizerflächen zusammengebracht werden. All das ist jetzt nichts Neues, aber von dieser Vorstellung sollte man sich sowieso distanzieren. Es gibt nicht Neues! Nur veränderte Kombinationen!


Woher zieht ihr am ehesten Inspirationen und Ideen für neue Songs und wie viel findet man von euch selbst darin?
Ich würde mal sagen aus anderer Musik. Allein die Geschichte der Populärmusik der letzten 50 Jahre bietet einen unerschöpflichen Fundus an Inspirationsquellen. Natürlich findet man uns selbst in dem was wir machen wieder. Musik ist im Endeffekt ja nur eine Form der Selbstwirksamkeit. Auf gar keinen Fall hat Musik für uns jedoch etwas mit „Authentizität“ zu tun. Es ist für uns eine sehr dämliche und pathetische Vorstellung, dass ein künstlerisches und damit fiktives Produkt wie Musik irgendetwas „Wahres“ darstellen könnte außerhalb seiner selbst.


Gibt es andere Künstler, die euch besonders beeinflussen oder versucht ihr euch grundsätzlich von so etwas frei zu machen?
Ja sehr viele! Es würde jeden Rahmen sprengen hier Einflüsse zu nennen, zumal das ja bei jedem von uns anders gewichtet ist. Allgemein kann man sagen, dass die Musik der frühen 80er Jahre uns begeistert. Deren Euphorie über den Quantensprung der Erfindung der Synthesizer gepaart mit der Ernüchterung über das Scheitern vieler sozial-utopischer Experimente erzeugt eine unglaublich innovative Formsprache die uns sehr fasziniert. Dennoch sind unsere größten „Helden“ wohl Velvet Underground auch wenn diese wieder einen anderen Backround haben.


Was verbindet ihr mit Frankfurt?
Ambivalenzen.


Und was würdet ihr sagen macht die Frankfurter Musikszene aus?
Nichts. Es gibt keine „Szene“. Jedenfalls nicht im Bandbereich.

 

Wenn ihr euch eine andere Stadt zum Musik machen aussuchen könntet, welche wäre das und warum?
Auf jeden Fall eine Stadt, die in ihren Strukturen noch nicht ausdefiniert ist. So was wie Paris z.B. scheidet da komplett aus. Berlin und Leipzig bieten da schon sehr viel mehr Freiräume zu kreativen Entfaltung. Frankfurt befindet sich da in mittlerer Position. Die Kälte und die synthetische Ader dieser Stadt können doch durchaus inspirierend sein und die eine oder andere windige Nische bieten.

 

Eure EP „Sunhouse“ ist jetzt seit Ende Juli auf dem Markt, sozusagen. Wie sieht´s mit dem ersten Album aus? Was haben wir von euch noch zu erwarten?
Im kommenden Jahr wird die erste LP veröffentlicht werden. Wir hoffen natürlich auf ein größtmögliches Feedback. Im Endeffekt können und wollen wir uns aber von Erwartungen frei machen und uns auf die Musik konzentrieren. An erster Stelle steht die Musik. Deren Erfolg ist ein toller Nebeneffekt, aber für deren Schaffung und Existenz nicht Vorraussetzung.

 

Und last but not least: Ein Kommentar zum Abschluss? ;-)
Tame Impala

 

 

    AUTHOR:
    LAURA SODANO

    Lebe lieber ungewöhnlich.

    Mode. (Pop-)Kultur. Feminismus. Das ist Laura. Was für die einen nach Schizophrenie par Exellence klingen mag, ist für sie selbstverständlich. Die Dame, die mindestens so gerne und schnell redet, wie sie denkt, sprudelt nur so vor kreativem Kopfchaos, von dem ihr Umfeld selten verschont bleibt. Sprache ist ihr Medium. Das nuancierte Spiel mit pointierter Artikulation ihre Waffe. Schokolade ihr Laster. Bei Mode und Literatur setzt ihr Verstand nur zu gerne aus.