Tumblr-Watch: Shit Bloggers wear

laura
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Dem Hype verfallen.
Bilder via Tumblr

Der Blogger, das unbekannte Wesen. Für viele, die sich nicht wie wir tagtäglich in der Onlinewelt tummeln, sind wir wohl oft wirklich ein Rätsel. Der Modeblogger an sich ist dabei noch einmal eine ganz eigene Spezies. Und dann kommt meist auch ziemlich schnell die ungeliebte Frage, was machen die denn eigentlich? Die noch ungeliebtere Antwort darauf: Die ziehen sich hübsch an, machen Fotos von sich und klicken sich viele, viele Stunden durch viele, viele Onlineshops. PÄM, Klischee erfüllt und wir Bloggerleins verzückt vom Tiefgang, den man uns zutraut.


Dass wir Onlineschreiber mit unserem tiefen Hang zum Textilen manchmal aber vielleicht selbst gar nicht so unschuldig am allgemeinen Bild über uns sind, zeigt uns jetzt ein Tumblr. Shit Bloggers wear habe ich am Wochenende bei LesMads und This is Jane Wayne entdeckt, und was soll ich sagen: Die Seite befasst sich in liebevoll gestalteten Illustrationen mit genau jenen Dingen, bei denen den meisten Modemädchen gerne einmal die Sicherung durchknallt. Die Rede ist von aktuellen Trends und dem daran gekoppelten Hype um so manches, vermeintliche It-Piece. Ich habe geschmunzelt, gelacht und mich am Ende zugegebenermaßen, doch auch ziemlich ertappt gefühlt. Nicht anders ging es weder den oben genannten Damen, noch den anderen SM-Girls.


Tatsache ist: Ja, wir Modemenschen wollen alle die dort abgebildeten Dinge nur zu gern unser Eigen nennen. Dass die meisten von ihnen unser Budget bei Weitem übersteigen, ist uns dabei eigentlich so ziemlich egal. Wir wollen sie haben, denn wir haben schließlich Ahnung was Geschmack ist und wir wissen fast noch besser, was in unseren Kreisen gewissermaßen zum guten Ton gehört. Trage sie und setze ein Statement! Zeige mir, wo dein Platz im großen Modepool ist. Eigentlich ganz einfach. Damit sind wir aber auch schon beim Problem der ganzen Angelegenheit: Denn die Frage ist doch, ob unsere Leidenschaft für den aktuellen Kenzo-Pullover, die bequemen Birkenstocks oder die eigentlich viel zu winzige Trio Bag von Chloé, tatsächlich nur von unserem eigenen Geschmack herrührt oder ob wir am Ende nicht viel mehr dem uns umgebenden Hype verfallen sind. Fakt ist: Wir Menschen sind Herdentiere. Einer macht, die anderen machen nach. So läuft die Sache, wenn man sie mal ganz simpel betrachten will. Wir reden den Tag über viel davon, wie individuell und einzigartig wir sein wollen. Am Ende geht es uns aber auch nicht weniger darum, akzeptiert und vielleicht sogar von anderen bewundert zu werden. Unsere Umwelt beeinflusst uns dabei mehr, als uns eigentlich lieb ist. Wenn ich mich nun also tagtäglich in einem Milieu aus Chanel Espandrilles und Co. bewege, ist es eigentlich kein Wunder, dass ich irgendwann der festen Überzeugung bin, genau diese auch haben zu wollen.


Doch mal ganz ehrlich, wenn uns die mehrere 100 Euro teuren Treter glücklich machen und wir den Preis mit unserem Gewissen vereinbaren können, spricht am Ende doch eigentlich auch nichts dagegen, sie zu kaufen. Schließlich ist das Leben nicht nur ein Haufen von Rechtfertigungen und auch der sparsamste Übergutmensch wird am Ende aller Wahrscheinlichkeit nach keine Medaille bekommen. Die Sache ist einfach die: Wir sollten uns bei der ganzen Angelegenheit einfach selbst nicht immer so wichtig nehmen, sondern das alles auch mal mit Spaß und ein wenig wohltuender Ironie betrachten, wie eben dieses Tumblr es tut. Dann sind wir zwar vielleicht trotzdem immer der Ansicht, genau dieses Modell Nike Free Runs mache unser persönliches Glück perfekt, aber wir wissen im tiefsten Inneren wenigstens genau, dass wir bei all dem einen kleinen aber sehr charmanten Knall weg haben. Und dann können wir bestimmt auch viel leichter die ein oder andere öffentliche Meinung gekonnt überhören oder sogar belustigt darüber schmunzeln. Denn schließlich ist manchmal doch jeder sein eigenes Klischee.

 

 

    AUTHOR:
    LAURA SODANO

    Lebe lieber ungewöhnlich.

    Mode. (Pop-)Kultur. Feminismus. Was für die einen nach Schizophrenie par Exellence klingen mag, ist für sie selbstverständlich. Die Dame, die mindestens so gerne und schnell redet, wie sie denkt, sprudelt nur so vor kreativem Kopfchaos, von dem ihr Umfeld selten verschont bleibt. Sprache ist ihr Medium. Das nuancierte Spiel mit pointierter Artikulation ihre Waffe. Schokolade ihr Laster. Bei Mode und Literatur setzt ihr Verstand nur zu gerne aus.