Immer wenn man sehnsüchtig auf etwas wartet, dann vergeht die Zeit umso langsamer. Ich glaube das macht sie mit Absicht, das dumme Stück. So habe ich seit dem letzten Jahr gefühlte fünf Jahre gewartet, bis es wieder hieß: Hallo Ferropolis, du beeindruckende Stadt aus Eisen! Und nein, auch wenn man schon öfter vor Ort war, wird dieses einmalige Festivalgelände, welches sich das Splash! und das Melt!-Festival geschwisterlich teilen, auch nicht weniger imposanter. Ich muss mich nicht einmal allzu weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich behaupte, dass Ferropolis das Beste ist, was Europa in Sachen Festivalgelände so hergibt.
Aber fangen wir mal von ganz vorne an:
Während ich am Donnerstag schon in den tiefen Osten gereist bin um mit meinen Lieblingsmenschen einen tollen Zeltplatz zu ergattern, kam die liebe Lola am Freitagnachmittag nach. Für mich gab es vorab am ersten Abend Little Dragon im Intro-Zelt zu sehen, die schon lange auf meiner Liste der Bands, die ich unbedingt noch sehen muss, standen. Abgehakt! Als Lola dann endlich (!) am Freitag ankam (wir haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen) habe ich natürlich erst einmal mitgeholfen, ihren Schlafplatz zu errichten. Ihr Zelt bei der Mittagshitze aufzubauen hat mir allerdings den Rest gegeben und knockte mich kurze Zeit später aus. Einen Kreislaufkollaps später war ich allerdings wieder auf den Beinen, bei solch einem Freitags-Lineup von Chet Faker, Pantha Du Prince (ich weine noch immer, dass ich ihn, aus welchen Gründen auch immer, nicht sehen konnte) und SBTRKT gibt man sich ja auch nicht einfach so geschlagen. Meine Highlights warteten jedoch zu späterer Zeit, denn, auch wenn das musikalisch ein wenig aus der Reihe fällt, habe ich mich sehr über Thees Uhlmann gefreut und direkt im Anschluss war ich ganz begeistert von Darkside, dessen Vinyl ich damals direkt am Erscheinungsdatum kaufte. Von beiden wurde ich nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil, denn vor allem den Auftritt von Darkside würde ich als mein musikalisches Highlights des gesamten Wochenendes bezeichnen. Kein Wunder, denn bei Nicolas Jaar schlägt das Herz sowieso von ganz von selbst schneller.
Darkside
Nachdem der ereignisreiche, erste Festivaltag verkraftet war, ging es dann am Samstag für Lola und mich mit ausgiebiger Campingplatz-Abhängerei weiter. Gefühlt hat das Wetter noch eine Schippe draufgelegt und Vorsichtsmaßnahmen, wie sich mit nassen Handtüchern einzuwickeln oder im See baden zu gehen, wurden eingeleitet. Zu späterer Stunde haben wir dann das Gelände nach coolen Streetstyles abgesucht, das Ergebnis könnt ihr hier sehen. Lange suchen muss man dafür auf dem Melt!-Festival aber nie, ist ja schließlich Deutschlands Coachella. Darüber hinaus gab es noch Auftritte von The/Das (die wir auch noch interviewten, das könnt ihr dann die Tage durchlesen), den großartigen Future Islands , the Notwis t und Metronomy auf die Ohr en. Lola verabschiedete sich danach dann schon wieder und machte sich auf in ihr geliebtes Leipzig, ich ravte noch ein bisschen zu Jeff Mills und und Konstantin Sibold, für welchen ich das erste Mal den berühmten Sleepless Floor betreten habe. Und es war großartig!
Am Sonntag war dann Endspurt angesagt. Immer mit der Ruhe war mein Motto, schließlich ist ein Festival ja irgendwie auch Urlaub, wenn auch kein besonders erholsamer. Und auch die Bands konnten mit dem Niveau von Freitag mithalten und waren ganz nach meinem Geschmack. Angesehen wurde
Jagwar Ma , danach ging es dann mit den begnadeten Menschen von S O H N weiter. Bei Moderat wurden noch einmal die letzten Kräfte gesammelt und ausgerastet. Und wie! Auch wenn ich mir die Jungs nun das zweite Mal in einem relativ kurzem Abstand angesehen habe, würde ich sie trotzdem niemals verpassen. Portishead, ganz klarer Headliner des Melt!-Festivals, war auch mein persönliches Highlight des Tages und obwohl ich mit meinen plattgetanzten Füßen und einem schmerzenden Rücken kaum noch stehen konnte, musste ich sie mir einfach ansehen. Und es hat sich gelohnt, denn die Stimme von Beth Gibbons hat alles um mich herum vergessen lassen. Lange danach wirkte das Konzert noch nach und verleitete mich dazu, einen letzten Spaziergang zum Campinggelände hinzulegen und Kräfte für die lange Rückfahrt zu sammeln. Das war okay, denn nach Portishead wollte ich sowieso nichts mehr sehen und hören, einen besseren Abschluss hätte es nämlich gar nicht geben können.
Melt, es war mal wieder schön mit dir. Dein Name hält auf jeden Fall das, was er verspricht und du siehst gut aus, egal zu welcher Tages- und Uhrzeit. Wir sehen uns im Jahr 2015!
Mehr Bilder vom Festivalwochenende gibt es bei Instagram auf meinem Profil (@___sandramarie), bei Lola (@lola_loud) und natürlich bei Supreme Mag (@suprememag) zu sehen.