Wie fängt man an eine Serie zu beschreiben, für die es eigentlich nicht genügend positive Adjektive gibt? Puh, das ist wahrlich eine schwere Geburt. Ich bin aber schon mal froh, dass ihr den Text in eurer eigenen Geschwindigkeit und Lautstärke lesen könnt, denn wenn ich euch jetzt gegenüber sitzen würde, wäre es eine ziemlich harte Challenge für mich beim Erzählen nicht vollkommen auszurasten, zu spoilern oder euch zu rütteln und schütteln, weil ihr vielleicht noch nie Breaking Bad geschaut oder gar davon gehört habt. Beim Schreiben kann ich mich zum Glück besser zügeln.
Das Titelbild ist doch einfach schon so großartig, oder? Und normalerweise stehe ich nicht auf Männer in Feinrippunterbuchsen, die rein rechnerisch locker mein Vater sein könnten. Der ein oder andere wird aber vielleicht schon den Schauspieler erkannt haben. Der Protagonist in Breaking Bad ist nämlich kein Geringerer als Bryan Cranston, der allen voran als Familienvater Hal in der Sitcom Malcom Mittendrin sechs Jahre lang für Furore sorgte. Ich muss gestehen, dass ich einige Folgen Breaking Bad benötigte, bis ich erkannte, um wen es sich handelt. Zum einen, weil die Zeit auch an Bryan Cranston nicht spurlos vorbeigegangen ist und zum anderen, weil er einfach wahnsinnig wandelbar ist. Denn gegensätzlicher könnten die Rollen in Malcom Mittendrin und Breaking Bad wohl kaum sein.
Zu Beginn der Serie lernt man zunächst die Familie White aus Albuquerque, New Mexico kennen. Familienvater Walter ist ein intelligenter und eher unscheinbarer Mann, der neben seiner Tätigkeit als Chemielehrer zusätzlich in einer Autowaschanlage arbeitet, um seine schwangere Frau Skyler und den körperlich behinderten Sohn Walter Junior bestmöglich zu versorgen. Nach einem physischen Zusammenbruch wird bei Walter unheilbarer Lungenkrebs diagnostiziert, was die gesamte Familie in ein tiefes Loch wirft. Um die finanzielle Absicherung seiner Familie zu gewährleisten, sieht Walter in seiner Situation nur noch einen Ausweg: Er will von seinen chemischen Fachkenntnissen Gebrauch machen und entschließt sich dazu, das Rauschmittel Meth herzustellen, um die Verkaufserlöse nach seinem Tod seiner Frau und den beiden Kindern zu vermachen. Durch seinen Schwager Hank, der bei der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA arbeitet, findet Walter heraus, dass sein ehemaliger Schüler Jesse Pinkman im kleineren Rahmen Meth kocht, damit dealt und dem Konsum der Droge selbst nicht abgeneigt ist. Der impulsive Jesse wird schnell zu Walters Partner, da sich die Fähigkeiten der beiden perfekt zu ergänzen scheinen. Mit diesem Schritt geraten die beiden gegensätzlichen Charaktere jedoch immer tiefer in die Abgründe des organisierten und verdammt gefährlichen Drogenhandels.
Ich muss dazu sagen, dass ich vorher nie ein großer Fan von actiongeladenen und dramatischen Serien war, in denen viel um sich geballert wird. Wobei man dazu sagen muss, dass sich Breaking Bad auch durch seinen schwarzen Humor auszeichnet. Mich begeisterten immer eher die leicht verdaulichen Serien, die mich einfach nur amüsierten. Zugegebenermaßen steckt hinter solchen Serien aber auch einfach nicht mehr. Breaking Bad ist da ganz anders. Es ist eine Serie, die einen fordert und die einen nicht unberührt lässt. Teilweise saß ich mit offenem Mund vorm Bildschirm und konnte nicht glauben, was da gerade passiert. Noch nie habe ich so mitgefiebert und mit den Charakteren gelitten, wie ich es bei Breaking Bad tue. Vielleicht sogar aus dem Grund, weil die Serie im Endeffekt die Wandlung eines vollkommen durchschnittlichen Menschen zu einem unberechenbaren Kriminellen zeigt und dadurch so realistisch wirkt. Irgendwie könnte das schließlich jedem passieren. Als Walter White ist der Protagonist ein verantwortungsbewusster und liebender Familienvater und als Heisenberg der meistgesuchte und gefürchteste Drogenbaron, der irgendwann selbst vor Mord nicht mehr zurückschreckt. In diesem Fall ist der Hype um die Serie wirklich berechtigt. Amen und anschauen.