Zeiten ändern sich. Zeiten ändern mich. Irgendwie stimmen beide Sprichworte, wobei hier das eine ein althergebrachtes ist und das andere ein eher neumodisches bzw. eine modernisierte Form des Klassikers. Seit der Jugend unserer Eltern hat sich aber tatsächlich so einiges getan im Hinblick auf Bildungsreform, Frauenbewegung und Gleichstellungsgesetz. Auch sind die Toleranzgrenzen bezüglich diverser Lebensgemeinschaften gestiegen und so werden Alleinerziehende, Homosexuelle und Patchwork-Familien nicht mehr von allen belächelt oder gar von der Gesellschaft ausgeschlossen. Damit will ich nicht behaupten, dass das nötige Maß an Akzeptanz bereits jeden Bürger erreicht hat, was definitiv schlimm genug ist, aber wir haben in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht, die wir uns vielleicht auch des Öfteren vor Augen halten sollten. Wenn auch nur, um den Mut nicht vollends zu verlieren. Dennoch wäre es wünschenswert, dass es nicht genauso lange bedarf, bis wirklich alle nach dem Motto "Leben und leben lassen" ihr Dasein auf Erden fristen. Denn wer will schon in einer Welt leben, in der zwei Männer, die sich küssen, mehr Kopfschütteln und schiefe Blicke ernten, als zwei Männer, die sich prügeln?
Der spanische Fotograf Jon Uriarte führte mit männlichen, wenn auch heterosexuellen, Freunden seinerseits zahlreiche Gespräche über die gesellschaftliche Entwicklung seit der Generation ihrer Eltern. Mit seiner Fotoserie Portraits Of Men Wearing Their Girlfriends' Clothes wollte er nicht nur die Balance in heterosexuellen Beziehungen widerspiegeln, sondern lag es ihm bei diesem Projekt auch am Herzen, das Gefühl der Verwirrung des männlichen Geschlechts bezüglich dieses doch zeitgemäßen Wandels darzulegen. Geplant war die Fotoserie jedoch erst unter dem Namen Men Under The Influence. Aber wie wir alle wissen: Unverhofft kommt oft. Uriarte verwarf sein eigentliches Vorhaben, als er feststellte, dass der Effekt größer ist, wenn er die Männer einzeln und in den Klamotten der Liebsten ablichtet, statt einfach nur beide Partner gemeinsam. Damit sollte er Recht behalten.