MBFWB | Tag 1

lola
|
Modemodemode! Mal wieder.

So fühlt sich das also gleich nochmal an, wenn es sich von morgens bis abends nur um Mode dreht. Wenn man kurz nach 7 Uhr morgens aus dem Bett kullert, doppelt so lang wie normalerweise am eigenen Äußeren werkelt, hier eine Wimper zurechtbiegt und da noch einmal mit dem Glätteisen drübergeht, in Windeseile das Ultimum des eigenen Stils an den Körper bringt, um dann doch viel zu spät zur ersten Show zu starten. Wenn der Tall Caffé Latte das Frühstück ersetzt und man sich beim Schnelltrinken die Zunge verbrennt, weil man sich doch beeilen muss und Kaffee im Fashion Zelt verboten ist. Spätestens wenn dann das Licht auf dem Catwalk erlischt und man von diesem einnehmenden, kurz-intensiven Glücksgefühl mitgerissen wird, weil man weiß, dass es endlich wieder los geht, ist doch alles vergessen - auch die fiese Erkältung, die wie jedes Mal pünktlich zum Auftakt der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin vorbeischneit. Alles wie immer also. 

 

 

 

 

Laura und ich sind also einmal mehr bei der Berliner Modewoche zugegen, um all unsere Impressionen und Lieblingskollektionen einzufangen und mit der SM-Leserschaft zu teilen. Ein Tag ist inzwischen rum und wir sind bereits in den Trubel eingespielt. Wie immer eröffnete Hien Le das geschäftige Treiben mit seinen clean-minimalistischen Entwürfen, mit denen er gern auch mal die Trennlinie zwischen Männlein und Weiblein zu verwischen versucht. Klassisch, geradlinig und ohne Schnick-Schnack, so wie wir es mögen. Nach der Show musste mich Laura tatsächlich darauf aufmerksam machen, dass Männermode wahrscheinlich meine wahre Leidenschaft sei, immerhin hätte ich vor allem bei den Looks der männlichen Models mein Köpfchen in die Höhe gereckt, um mehr sehen zu können (während Laura ganz typisch nur Augen für die femininen Modelle hatte). Ertappt, würde ich sagen - hatte ich doch kurz zuvor noch von den Hosen der Herren aus cognacfarbenem Leder geschwärmt. Vielleicht habe ich mich auch aber einfach wieder ein wenig in die Männermodels verliebt. 

 

 

 

Foto: Marlen Mueller

 

Weiter ging es mit den weiblichen 50er-Looks bei Lena Hoschek, einem verspäteten Mittagessen und erneuter Männermode bei Sopopular. Danach stand für uns ausnahmsweise Freizeit auf dem Plan, die mit Kaffee und Schokoweck ausgiebig genossen wurde - ehe es abends erneut im Zelt weiterging und die Kollektion von Kilian Kerner begutachtet wurde.

 

Anschließend ließen wir den Tag auf der Topshop/Topman Party ausklingen. Joe Goddard, seines Zeichens britischer Producer und eine Hälfte des Duos Hot Chip, stand hinter den Plattentellern und zwang die Anwesenden bei Electro und Hip Hop unweigerlich zum Mittanzen. Um Mitternacht räumte Goddard dann das Feld, um für die Band Platz zu machen. Auch, wenn ich damit Gefahr laufe, uns als musikalisch not-up-to-date hinzustellen: Wir fragten uns alle die ganze Zeit über, wer das da vorn auf der Bühne wohl sein könnte. Kam uns schon irgendwie bekannt vor und klang bemerkenswert toll - und dennoch waren wir wohl nicht die Einzigen, die Mittanzten und dennoch null Ahnung hatten. Wir wären allerdings nicht SM, wenn wir das nicht rausgefunden hätten. Also, hört mal rein. 

 

Nach dem Auftritt traten wir kurzerhand den Heimweg an, war uns doch bewusst, dass wir am heutigen Tag ebenfalls früh aus den Federn mussten. Die nächste Fashion Show wartet auch schon - wir lesen uns. 

 

 

    AUTHOR:
    LOLA

    Modemädchen durch und durch.

    Minimal Chic und New Sports ist ihr Metier, über Normcore und andere Phänomene der Mode kann sie nickend Romane erzählen und trotz Totalausfall beim Anblick der neuesten Laufstegbilder und Lookbooks ist die Dame nicht auf das Köpfchen gefallen. Lola liebt Kopenhagen und Kafka, hat eine Schwäche für Männermode und Musikhits, ist aber auch für Kunst und Kitsch zu haben.