MBFWB | BARRE NOIRE

lola
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One Night In Sacramento.
Fotos: Yannic Pöpperling

Gestern Nachmittag gab es eine kleine Premiere im Modetrubel: BARRE | NOIRE entschlüpfte den Kinderschuhen, verabschiedete sich von Studio-/Stage-Performance und präsentierte erstmalig auf dem Runway. Zum ersten Mal auch Männermode. Das Label von Timm Süßbrich, u.a. bekannt aus dem TV-Format "Fashion Hero" von Pro7, ist bereits seit mehreren Saisons bei der Berliner Modewoche zugegen. Anfangs noch Geheimtipp und lediglich von einem kleinen Kreis beachtet, gewann der Designer mit seinen frischen Designs und der heiteren Attitüde schnell an Aufmerksamkeit. Bonnie Strange und Johanna Klum waren die ersten Promis, die man in seiner Mode sah. Später kam u.a. Inka Bause hinzu und die farbenfrohen Entwürfe wurden in einem großen Modemagazin nach dem anderen gefeatured. Bereits in den vergangenen Kollektionen hat sich abgezeichnet, dass sich das Label mehr und mehr von der anfänglichen Jugendlichkeit zu lösen versuchte. 

 

Mit dem ersten Look auf dem Laufsteg kündigte sich bereits an: Diese Kollektion "One Night In Sacramento" wird anders. Grautöne zierten das Model, das Bleistiftrock zu Seidenbluse trug und die sonstige Verspieltheit vermissen ließ. Aufgebrochen wurde die clean-erwachsene Erscheinung von dem grafischen Muster des Beinkleids, das in konstruiert-patchworkartigen Hellblau-, Silbermetallic- und hellgrauen Leopardentönen für das gewisse Extras sorgten. Eben jene Grafik, die sich das Prinzip der verschiedenartig, rautenförmig-aufgenähten Stoffe zu eigen macht, zieht sich durch die gesamte Kollektion - ob auf Brust, Rücken oder Schienbein. Auch die Leopardenmuster kehren wieder, wahlweise allover oder als Detail, grau oder bunt-in-bunt. 

 

 

 

 

 

Überhaupt ist die Kollektion bis auf die figurbetonten Bleistiftkleider unisex gehalten. Süßbrich arbeitet vor allem in seinen Entwürfen für die weiblichen Geschöpfe mit vielen Elementen, Schnitten und Kombinationsweisen der klassischen Männermode - kontrastiert diese allerdings durch die knallige Farbgebung. Aber auch die Männer tragen graue Oversized-Rollkragenpullover, der vorher von den Damen zu fließendem Walle-Walle-Rock oder Pencilskirt kombiniert wurden. Die Mäntel in Eggshape-Silhouette wirken an den männlichen Modells auf den ersten Blick zwar befremdlich, auf den zweiten aber ziemlich gelungen. Ohnehin könnten die Mäntel von Barre | Noire zum Haben-Wollen-Ding mutieren, denn sie sehen genauso aus, wie man sich den perfekten Mantel in den vergangenen, kälteren Monaten in seinem Kopf ausgemalt hat. 

 

 

 

 

Ein Faible für knallige Farben und extrovertierte Prints sieht man zwar immer noch in der Kollektion - dennoch fällt auf, dass sie deutlich weniger geworden sind und nur noch einen kleineren Teil der Kollektion ausmachen, in der sich nun auch zurückhaltendere Blau- und Schwarztöne finden, zusammen mit klassichen Hemden und Hosenanzügen. Die Designs kann man mittlerweile auch im Alltag und sogar im Büro tragen, was bei den vorigen, knalligen Kollektionen nur mit tolerantem Arbeitgeber möglich war.

 

Es scheint, als sei der Designer erwachsen geworden und würde Schritt für Schritt seinen Stil verfestigen. Eine tolle Entwicklung, die dem Label (wie man es bereits während der Show erahnen konnte) noch mehr Beachtung schenken wird, bedeutet Tragbarkeit doch auch immer mehr Alltagsnähe und Kommerzialität. Andererseits sollte der Designer darauf achten, seine DNA, das gewisse Etwas, nicht zu verlieren - mit seinem jungen Rock-Chic hatte er sich vor wenigen Jahren immerhin einen Namen gemacht. Ein wenig trauere ich den auffälligen Entwürfen seiner früheren Kollektionen nach (Hiermit möchte ich mich als absoluter Fan seiner SS13-Kollektion outen). Da die aktuelle Kollektion allerdings immer noch vor dem Gespür für Farben, Schnittführung und Layering strotzt, bin ich immer noch d'accord. Gekonnt ist gekonnt, Herr Süßbrich. Ich bin gespannt, wohin die Reise weiter geht. 

 

 

 

 

 

 

 

    AUTHOR:
    LOLA LOUD

    Der Widerspruch in sich.

    Einerseits überlaut, hoffnungslos verträumt, allezeit optimistisch, entwaffnend entschieden und ein wenig naiv, ist sie doch gleichzeitig schwer realistisch, unfassbar zurückhaltend und oft sprachlos. Als Tochter eines waschechten Seemanns hat sie eine Schwäche für schlechte Witze, gute Musik, Kunst, verquere Rhetorik und klassische Literatur. An erster Stelle aber: die Mode und das Schreiben.