Es gibt Trash-TV und es gibt Trash-TV. Niemand, wirklich niemand kann sich davon freisprechen, dass er sich nicht gerne mal zurücklehnt und von der Couch aus Messi-Haushalte, zerrüttete Familien, verschuldete Menschen oder Z-Promis beim Kakerlaken essen ansieht. Während man aber meistens in der Öffentlichkeit bei den meisten TV-Formaten niemals zugeben würde, dass man sich so etwas gelegentlich mal reinzieht, gibt es doch die ein oder andere Sendung, bei der das Verfolgen dieser Shows schon fast salonfähig geworden ist. Das Dschungelcamp ist hier wohl momentan gerade das beste Beispiel dafür. Und die Quoten sprechen eindeutig für sich: Bei bis zu 9,6 Millionen Menschen, die sich in diesem Jahr den Trubel um verarmte, verkommende und verzweifelte "Promis" aka. Michael Wendler, Melanie Müller und Larissa Marolt gegeben haben, könnte man fast meinen, dass in Deutschland entweder sehr viele Leute sehr wenig Geschmack haben oder das hier wirklich von einem guten TV-Konzept die Rede sein kann. Und ich gebe zu: Auch ich war eine dieser 9 Millionen Zuschauer, die den Großteil vom Dschungelcamp verfolgt hat. Nach einem Arbeitstag ist es mir auch manchmal gar nicht mehr möglich, irgendwas anspruchsvolles auf Arte einzusaugen - an Tagen wie diesen passt dann nicht mehr Input hinein, als dem Wendler beim Kakerlaken fressen zuzusehen. Oder entsetzt auf Melanies "Schöne Grüße aus dem Osten"-Tattoo zu starren. Aber was genau macht diese Sendung zu einem Erfolg? Im Prinzip wird doch lediglich ein armer Haufen verzweifelter Menschen gezeigt, die früher relativ erfolgreich durchs TV-Programm gehüpft sind oder irgendwo ihre Hupen gezeigt haben. Ist es vielleicht die Tatsache, dass man bei diesem Format ehrlich damit umgeht, dass die anwesenden Damen und Herren heute total verschuldet sind und ihre Karriere mehr oder weniger mutwillig in den Sand gesetzt haben? Beim Dschungelcamp wird im Gegensatz zu anderen Formaten, wie beispielsweise dem Perfekten Promi Dinner oder diversen anderen Shows offen darüber gesprochen, dass man dort nur des Geldes wegen teilnimmt, ganz nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert".
Wer von den Kandidaten jetzt ganz schlau ist, der schnappt sich nun die Dschungelcamp-Kohle und versucht niemals wieder einen Fuß in die Medienbranche zu setzen, denn jetzt, wo es nicht mehr weiter nach unten geht, winkt auch keine zweite Chance mehr und da nützt es auch nichts mehr, sich Hoden reinzustopfen als würde man gerade eine Tüte Chips essen. Da aber hier natürlich niemand auf mich hören wird, werden die Kandidaten bestimmt noch das ein oder andere Mal blank ziehen oder irgendwas zur besten Sendezeit des Tages kochen - denn anknüpfen an alte Zeiten wird hier niemand mehr und auch Larissa wird niemals eine Rolle in einem französischen Independent-Actionfilm bekommen. Und wenn das doch der Fall sein sollte, dann erschießt mich doch einfach bitte.