Manchmal lernt man wahre Perlen der elektronischen Musik nur auf kleinen Umwegen kennen. Auf Powel wurde ich so auch nur über sein Nebenprojekt Lake Powel aufmerksam, das er zusammen mit dem Leipziger Local Hero Lake People ins Leben gerufen hat. Nach dem ersten Belauschen seiner eigenen Töne stand für mich schnell fest, dass ich es hier mit einem wahrhaften Ass zu tun hatte.
Kein Wunder, wenn man bereits mit vier Jahren anfängt, sich der Musik zu widmen. Powel, der eigentlich Paul heißt, begann damals mit Klavierunterricht. Mit 14 hat er sich den ersten Plattenspieler gekauft, mit 16 dann eine eigentümliche Mischung aus Indie und Hip Hop aufgelegt und nach dem Abitur erst einmal alles sein lassen. Erst vor vier Jahren ist es dann irgendwie ernst geworden. Zu der Zeit gab ihm ein guter Freund den Namen Powel, da er seinen richtigen Namen zu langweilig fand, um ihn auf den Flyer für seine Party zu schreiben. Vier Jahre später schaut Powel auf die im letzten Monat veröffentlichte Platte "Shake the birds of the tree", die Zusammenarbeit mit Lake People und die zugehörige, ebenfalls veröffentlichte Platte sowie die Gründung des Hans & Gloria Kollektivs zurück, das zusammen mit anderen Künstlern Partys, Gettogethers und Festivals organisiert. Letzteres ist auch dafür verantwortlich, dass er so schnell aus der ganzen Sache nicht mehr herauskommt, sondern immer mehr hineinrutscht. Außerdem können aufmerksame Hörer die Musik seiner Band The Mouse Folk auch im Radio entdecken. Alle Achtung, der Herr.
So viel Output sollte man auch mit genauso viel Input begegnen. Da können schon die Geräusche einer Waschmaschine oder simple Rhytmiken, die in der Natur oder Stadt passieren, dafür verantwortlich sein, dass sich schnurstracks an den Rechner oder das Klavier gesetzt wird, um ein wenig rumzuprobieren. Dabei kommt am Ende sogar häufiger etwas dabei heraus, als man vielleicht denken mag. Das führt der Berliner dann am liebsten unter freiem Himmel bei Sonnenschein auf kleineren oder größeren Feiereien vor oder auch, wie jetzt in diesem unsäglichen Winter, in nett dekorierten und schön beleuchteten Clubs. Wobei, eigentlich ist ihm das sogar ziemlich egal. Hauptsache, die Atmosphäre und die Leute stimmen und er hat Spaß beim Auflegen. Das können wir nur unterschreiben, uns geht es da ganz genauso.
Doch nun genug der langen Worte. Immerhin ist es höchste Eisenbahn und das wohlverdiente, verlängerte Wochenende steht eigentlich schon seit gestern Abend vor der Tür, dem höchsten Fest der christlichen Kirche sei Dank. Falls ihr also vergangene Nacht nicht schon feten wart, könnt ihr euch nun mit diesem wunderbaren Mix auf alles Weitere einstimmen. Oder ihr macht eben da weiter, wo ihr aufgehört habt.
Mister Powel kann und sollte man natürlich auch einmal live bestaunen. Wo ihr das am besten in nächster Zeit tun könnt, findet ihr hier übersichtlich aufgeführt:
31.o3. Sisyphos, Berlin (Ambient Set B2B with Meloman)
06.04. L'hibou, Dresden
18.04. Chalet, Berlin (Lake Powel)
19.04. Kater Holzig, Berlin (Lake Powel)
27.04. Charles Bronson, Halle (Lake Powel)
Nun aber frohe Ostern und frohes Tanzen!