Die kanadische Band Austra veröffentlichte im letzten Jahr ihr Debütalbum und wurde mit der Auskoppelung “Lose it“ praktisch über Nacht bekannt. Ein wahrer Hype entbrannte um den Track, der die Sehnsucht zum Zerbersten schürt und eine Sogkraft entwickelt, der man sich nur schwer erwehren kann. Austra das sind Katie Stelmanis, Maya Postepski, Dorian Wolf, Ryan Wonsiak, Sari & Romy Lightman. Ihre Musik steht für Neo-Goth-Pop mit Elementen des Dark Wave. Die paradox tieftraurig-leichte Stimme der ausgebildeten Sängerin Katie Stelmanis ist dabei eines der markanten Merkmale, während der Sound in erster Linie ein elektronischer Reigen ist, der durch Snythesizer regiert wird.
Jetzt meldet sich die Band mit ihrem zweiten Album Olympia zurück. Produziert hat die Band das Album praktisch selbst, live im Studio ohne Loops und Programming. Und bereits bei ersten Reinhören in die neue Single „Home“ ist klar: Es geht um all die Facetten menschlichen Seins, um das Pro und Contra von Emotionen. Was, wenn wir mit dem steigenden Alter irgendwann erkennen müssen, dass es allmählich an der Zeit ist, zu reifen? Und was, wenn wir uns dazu aber eigentlich noch gar nicht so richtig bereit fühlen? Von diesem Widerspruch zwischen Traurigkeit und Hochstimmung, Verzweiflung und überschäumender Euphorie erzählt Olympia. Der Titel verweist bereits auf die queere Überzeugung der Band. "Olympia, Washington, Hauptstadt der amerikanischen Riot-Grrrl-Bewegung, Gründungsort von Gossip und Queer-Hochburg, benannt nach dem Berg, auf dem die griechischen Götter wohnen", fasst die Spex so treffend zusammen. Die Platte ist um einiges tanzbarer als der Erstling „Feel it Break“. Die elekronischen Beats wirken leichter und weniger düster als wir es bisher von der Band gewohnt sind. Trotzdem bringt die elfenhaft-melancholische Stimme Stelmanis wieder eine gehörige Portion Schweremut mit rein.
Austra ist eine Band, die man sich in jedem Fall einmal zu Gemüte führen sollte. Allein schon aus dem Grund, weil sie mit ihrer queeren Überzeugung beweisen, dass die heteronormative Ordnung nur ein Konstrukt unserer Gesellschaft ist und Gefühle über die Geschlechter hinaus jene elementaren Dinge sind, die uns tagtäglich im Großen, wie im Kleinen bewegen.