Die Glam-Ästhetik der frühen 1970er-Jahre gilt als eine der weit über die Kunstszene hinausreichende, stilprägende Ausdrucksform. Zu den bekanntesten Vertretern gehören u.a. David Bowie und Bryan Ferry, der als Kopf der Band Roxy Music zum Inbegriff des absoluten Kunstprodukts des Glam wurde. Aber auch Künstler wie Andy Warhol und Richard Hamilton zählen zur Szene, die aus dem Clash von Avantgarde, Pop-Art, Art Déco, Camp-, Trash- und Kitschelemente sowie klassischen Hollywood-Chic eine einzigartige, ultraartifizielle Ästhetik geschaffen hat. Glam feiert mit Pathos die visuell überladene Extravaganz, egal ob stilistisch oder musikalisch.
Die Kunsthalle SCHIRN widmet dieser "überästhetischen" Ära seit heute gleich eine ganze Ausstellung. Von Film, Fotografie und Malerei, über Mode und Grafikdesign, bis hin zu Performance- und Installationskunst: Das Kuntshaus wird zur Bühne der Selbstdarstellung. Neben rund 100 Werken von u. a. Guy Bourdin, Gilbert & George, Ray Johnson, Allen Jones, Cindy Sherman und Ulay runden Fotografien von Mick Rock und Karl Stoecker, Originalkostüme und umfangreiches Dokumentationsmaterial die Ausstellung ab. Lamettavorhänge, silberne Helium gefüllte Kissen, Scheinwerfer und Glitzer: Unter dem Titel „Glam! The Performance of Style“ wird es nicht nur innerhalb der Ausstellung schillernd. Das zeigte sich schon gestern Abend bei der feierlichen Eröffnung. Zum SCHIRN Sommerfest wurde es schillernd und glamourös. Polaroids und Glitzer-Make-up inklusive. Hedwig & the Angry Inch sorgte für das passende musikalische Flair. Auch das dazugehörige Rahmenprogramm wird sich in den kommenden Wochen ganz im Stil der Glam-Ära präsentieren. So führt zum Beispiel ab dem 16. Juni der Travestiekünstler Bäppi la Belle mit typisch hessischem Sprachkolorit und – very british – in der Rolle der „Lisbet Windsor“ durch die Ausstellung.
Mit dem Schritt ins Museum vollzieht die Ausstellung genau jenen Schritt, der so typisch für das Wesen des Glam ist. Mit einer teils an die Grenzen der Respektlosigkeit stoßenden Verbindung von Hoch- und Subkultur und dem Infragestellen gesellschaftlich tradierter Begriffe, wie Identität oder Geschlecht prägte diese Bewegung nicht nur eine ganze Generation, sondern eröffnete auch den Blick auf ein Spielfeld jenseits des konservativen Wertekorsett.
Ein Besuch der Ausstellung lohnt absolut!
SCHIRN Kunsthalle Frankfurt,
Römerberg,
60311 Frankfurt
14.Juni - 22. September 2013
weitere Infos unter: www.schirn.de