SM-Tipp: Somebody-App von Miranda July

sandra
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Free Hugs per Knopfdruck.
Bild via Artschoolvets

Mittlerweile verlässt sich ja niemand mehr auf seine eigenen Instinkte, denn man hat ja nicht umsonst ein Smartphone, welches für so ziemlich jede Lebenslage eine passende App in petto hat. Hungrige, Orientierungslose, Spielkinder, Wissbegierige – wirklich jedes Bedürfnis wird dank einer Applikation gestillt oder führt zumindest dazu, dass man sich allzu große Umwege ersparen kann. Aber wie sieht es aus mit Herzensangelegenheiten? Das hat sich die Künstlerin und Schauspielerin Miranda July auch gefragt und mit SOMEBODY eine Smartphone-App in Kooperation mit dem Modelabel Miu Miu entwickelt, die What’s App oder SMS-Inhalte zum Leben erwecken soll. Denn wir kennen das ja alle aus eigener Erfahrung, dass eine Unterhaltung, die lediglich aus geschriebenen Wörtern und einer kilometerweiten Distanz besteht, oftmals zu einem einzigen Missverständnis wird, solange man die gesamte Nachricht nicht mit den dazugehörigen Smileys vollklatscht. Man hat ja nicht immer die Lust, hinter jedem nett gemeinten Satz ein glückliches Emoticon hinzuzufügen, damit der Empfänger das auch richtig versteht.

 

Das Konzept von SOMEBODY ist simpel: Man schreibt eine SMS, schickt sie aber nicht wie üblicherweise direkt an den Empfänger, sondern mit Hilfe der App an einen Nutzer, der sich in direkter Umgebung des gewünschten Empfängers befindet. Dieser geht dann zur Zielperson und übermittelt den Inhalt dieser Nachricht persönlich, ganz egal ob es sich dabei um einen Schlag ins Gesicht, eine herzliche Umarmung oder einen kräftigen Händedruck handelt. Natürlich sind hierfür Orte von Vorteil, an denen viele Menschen zusammenkommen, wie z. B. eine Party, die Uni oder die Stadtmitte, spezielle Hotspots können auch dafür angelegt werden. Irgendwie in meiner Vorstellung eine wunderbare Idee, ganz nach dem Motto "When you can’t be there – somebody can“, die aber großes Vertrauen gegenüber einer fremden Person voraussetzt und ob ich das dafür aufbringen kann, ist fraglich. Aber gerade um das Vertrauen geht es hier besonders: “I see this as far-reaching public art project, inciting performance and conversation about the value of inefficiency and risk“, sagte July selbst dazu.

 

Trotzdem bin ich mir so ziemlich sicher, dass ich nicht möchte, dass jemand anderes meine anzüglichen Inhalte meinem Freund übermittelt und genau das persönlich umsetzt, was ich da gerade schreibe. Allerdings würde ich bei anderen Dingen gerne darauf zurückkommen und würde mich auch selbst freuen, wenn ich so etwas für eine andere Person übermitteln könnte.  Free Hugs für alle!

 

Somebody ist übrigens ein Teil der "Women's Tales" von Miu Miu, wird kostenlos im iTunes-Store angeboten und der dazugehörige Kurzfilm lohnt sich ebenfalls sehr:

 

    AUTHOR:
    SANDRA OLYSLAGER

    Die verbale Inkontinenz.

    Mal angenommen, man müsste Sandra in einer Sendung wie „Ruck Zuck“ beschreiben, die Leute würden ihren Vordermann anticken und Sachen sagen wie „intellektuell exhibitionistisch und fuckin' emotional“, man würde sofort erraten wer hier gemeint ist. Seit bereits drei Jahren treibt sie sich im Internet als Bloggerin herum und hat es bisher nicht einen Tag bereut.