Groß und breit haben wir euch das vielversprechende Musikspektakel im Alten Schlachthof angekündigt, lautstarke Vorfreudeshymnen haben wir anhand des großartigen Line-Ups gesungen und bis ins kleinste Detail die Fahrt ins 1,5-bahnstündig entfernte Dresden geplant. Jetzt, eineinhalb Wochen nach dem Festival können wir sagen: wir sind immer noch ganz verliebt - in Sizarr, Mount Kimbie (mit Punktabzug) und vor allem einen: Woodkid. Aber alles mal auf Anfang.
Okay. Die Tatsache, dass das Festival an einem Sonntag stattfand, kam unserem normalen Wochenendablauf zugegeben in die Quere. Für gewöhnlich sind wir sonntags nämlich höchtens in der Lage, lange Spaziergänge, Busrundfahrten oder ewige Frühstück-Mittagessen-Abendessen-Sessions zu absolvieren. Ein Konzert inklusive Bewegung ist da eigentlich schon zu viel des Guten. Erschwerend kam hinzu, dass wir dazu die Stadt verlassen und das entfernte Dresden besuchen mussten. Aber gut, dieser Skepsis zu Trotz trafen wir uns dennoch am frühen Abend am Bahnhof, besorgten unser Ticket und setzen uns in den passenden Zug. Wenig später fanden wir uns in dem netten Kellergewölbe der Dresdner Konzertlocation wieder.
Jacke abgegeben, Drink besorgt und schon ging es los mit dem ersten Act: Sizarr. Die drei Boys aus Landau, die sich 2009 zusammengetan haben, mixen mit ihren Punk-Roots im Rücken alles, was in den bandeigenen Kosmos zwischen tanzbarem Indie und Alternative passt. Das Trio nutzt dazu vor allem Gitarren, Drums, Synthesizer, Loops und Samples, die sich zusammen mit der unverkennbar klaren Stimme von Sänger Deaf Sty zwischen vertraut und anders bewegen. Und wisst ihr was? Live ist die Band wirklich großartig. Ein erstes Video des Auftritts in Dresden ist sogar schon im Web aufgetaucht.
Weiter ging es mit Mount Kimbie. Der Sound von Kai Campos und Dom Maker platziert sich gekonnt zwischen Dubstep und Minimal, schreckt jedoch vor keinem Genre zurück und gönnt sich somit immer wieder einen frischen Klangimpuls. Der Live-Auftritt war allerdings nicht so überzeugend, wie wir uns es erhofft hatten - zu leise, zu viel Drumherum hier und da, zu langsam, um die Stimmung voranzutreiben. Nur bei zwei Songs, darunter auch "Made To Stray", wurden wir wirklich mitgerissen.
Danach war es endlich soweit: Woodkid. Sein Song „Iron“ wurde zum YouTube-Hit mit inzwischen 18 Millionen Klicks, sein Debüt-Album „The Golden Age“ landete in den Top-10 der deutschen Albumcharts. Yoann Lemoine hat vor seinem Solo-Projekt bereits als erfolgreicher Filmemacher und Grafikdesigner gearbeitet und Musikvideos für Lana Del Rey, Rihanna und Drake entworfen. Für die vergangene Herbst-/Winterkollektion "A Soldier On My Own" ließ sich Dior Homme sogar von Woodkids "Iron" inspirieren, das auch als Song für die Laufstegshow diente. Live hatte ich ihn bereits auf dem diesjährigen Melt! gesehen und wusste daher, was mich erwartet. Was soll ich mehr sagen, als: Es war großartig. Ganz, ganz groß. Der Franzose ist live mit seiner Band ein wirkliches Erlebnis. Die Pauken- und Blechblasintrumente werden von einer bis ins kleinste Detail ausgeklügelten Lichtshow begleitet und Yoann Lemoine tut mit seiner durch und durch sympathischen Art sein Übriges. Sein Lächeln ist immer wieder zum Dahinschmelzen. Als Höhepunkt spielte die Truppe sogar einen neuen Song, der das Publikum trotz Unbekanntheit vollkommen mitriss. Woodkid live - immer wieder.
So ging ein tolles Festival zu Ende und wir fuhren glücklich, aber auch ein wenig müde, zurück nach Leipzig.