Über zwei Wochen sind ins Land gegangen, in denen wir das vergangene Berlin Festival anfangs noch wehmütig, später dann versöhnlich, reflektieren konnten. Unsere auf Zelluloid gebannten Eindrücke nicht zu vergessen, welche das Fotolabor unseres Vertrauens in dieser Zeit liebevoll zu entwickeln hatte. Eile mit Weile. Wie es mit famosen Wochenenden so ist, verliert man sich aber hier und da auch immer mal wieder in hartnäckigen Flashbacks und würde von Zeit zu Zeit alles dafür geben, die Uhr nochmals ein Stück zurückdrehen zu können. Glücklicherweise war ich für SM vor Ort und habe damit die einmalige Gelegenheit, tatsächlich zumindest am gedanklichen Uhrwerk zu drehen und die beiden Tage voller Musik, Sonnenschein und Ausgelassenheit Revue passieren zu lassen. Und das ganz exklusiv und nur für euch. Wow.
Okay Okay, das lange Wochenende begann für mich und meine Crew bereits am Donnerstagabend, da wir bereits einen Tag vor dem Beginn des Festivals angereist waren. Was an diesem Abend passierte, lässt sich im Grunde mit den Worten „Dänisch-Deutsche Freundschaft“ und „Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen“ zusammenfassen. Das taten wir dann auch. Dadurch waren wir am nächsten Morgen auch relativ fit, ließen den Tag gemütlich angehen und fanden uns am frühen Abend auf dem Festivalgelände ein. Dort begrüßten uns warme Temperaturen, gut gelaunte Festivalbesucher und The Sounds.
Nach einem kleinen Streifzug über das Festivalgelände entschieden wir uns allerdings dafür, der Our/Berlin Music Week einen Besuch abzustatten, um die „Dänisch-Deutsche Freundschaft“ zu erhalten. Immerhin hatten sich Our/Berlin und Nordic by Nature zusammengetan und hier ein dreitägiges Musikfestival auf die Beine gestellt, auf dem sich lauter bekannte und weniger bekannte Bands und Songwriter aus Skandinavien die Ehre gaben. Das gefiel uns so gut, dass wir länger als geplant blieben und vor lauter Geplappere Blur, John Talabot und die Pet Shop Boys auf dem Berlin Festival ganz vergessen. Jammerschade. Aber irgendwie war so alles auch perfekt.
Am Samstag waren wir dann minimal müder, schafften den Abflug aber dennoch am frühen Abend mit dem ersten Act für uns: S O H N. Die beiden Boys aus Wien und London warfen die elektronische Tanzbeatmaschinerie an und brachten eine ganze Meute von coolen Kids zum Dancen. Und das am helllichten Tag, obwohl die Musik ansonsten wahrscheinlich ausschließlich in dunklen Clubs oder Industriegebäuden tanztauglich ist. So Musik eben, zu der man sich am allerliebsten nachts bewegt. Danach steuerten wir schnurstracks zur Mainstage, auf der Casper jeden Moment auftreten sollte. Im Ernst? Ich finde Casper ja wie die Hälfte der Nation auch ganz attraktiv. Ziemlich sogar. Trotzdem bin ich am Limit genervt von dem Hype um ihn. Wir bereiteten uns auf dem Weg zum Auftritt auch schon einmal seelisch und moralisch auf kreischende, halbnackte Teenager-Gurls vor, die uns im besten Fall heulend (weil da oben der Benjamin steht, OMG) zur Seite schupsten. Aber wir wurden eines Besseren belehrt: Wir fanden das alles ganz großartig, echt wahr. Wahrscheinlich gründen wir demnächst auch einen eigenen Fanclub oder benennen unsere Gang in „Letzte Gang der Stadt“ oder „Casper-For-Life-Gang“ um, mit Clubjacken und allem Pipapo.
Nachdem wir zu dieser Erleuchtung gelangt waren, sagten wir My Bloody Valentine „Hello“. Dies war aber leider ein kurzes Vergnügen, da der Sound der Band so gar nicht gerecht werden wollte. Wir wechselten also zu Dillon, die den Hangar gerockt hat. Dillon live ist ohnehin immer sehens- und hörenswert – wie sie hier allerdings auf dem Festival performte, war schier unglaublich. Ihre Songs und ihre Stimme gingen einmal mehr unter die Haut und schafften es dennoch, meine Glieder in unermüdliche Tanzbewegungen zu versetzen. Die Dame gab sogar noch eine Zugabe, was auf einem Festival ja quasi so gut wie nie geschieht. Inzwischen hatte die großartige Björk auch schon mit ihrer Show begonnen, zu der wir uns durch die auf einmal so riesigen Menschenmassen tatsächlich regelrecht durchkämpfen mussten. Das schafften wir trotz abfälliger Blicke (Sorry!) und dank ausgefeiltem System aber ganz hervorragend und konnten anschließend das Spektakel, das beinahe einem Musical glich, auf uns wirkten lassen.
Mit Fritz Kalkbrenner im Anschluss konnten wir trotz der Liebe zur elektronischen Musik rein gar nichts anfangen. Auch Pantha du Prince enttäuschte, vielleicht auch wieder wegen des schlechten Sounds. Egal, dann konnten wir uns immerhin schon eher zum Club XBerg aufmachen. Dort blieben wir dann auch eine Weile und schwangen munter das Tanzbein. Ehe wir dann glücklich und zufrieden ins Bett fielen. Hallelujah.
Also liebes Berlin Festival – es war schon bei und mit dir. So schöne und verrückte Momente haben wir nur hier erlebt. Bis zum nächsten Mal!