Die Tage werden kürzer, der Himmel ist verhangen und das Licht trüb und träumerisch. Wir heißen den elften Monat des Jahres willkommen und mit ihm gleichzeitig die Arbeiten einer Fotografin, die sich wie ein leichter Nebelschleier über die Realität legen und unbemerkt in eine Traumwelt entführen. Miriam Marlene Waldner fängt Szenen einer Parallelwelt ein, die entrückt und versonnen wirken; deren Protagonistinnen leise Geschichten erzählen von Blumen, Wäldern und entfernten Orten, die doch näher scheinen, als sie es eigentlich sind. Dann steigen Bilder in unseren Köpfen auf, die von Sofia Coppola und David Lynch inspiriert sind, Bilder der Lisbon Schwestern und Twin Peaks High School. Auch hinter diesen Fotos scheint eine zweite Wahrheit verborgen zu sein, ein tieferes Geheimnis, das der Betrachter auf eigene Faust erkunden soll und das sich nur mit viel naturgegebener Intuition erschließt. Allzu oft allerdings bleibt das Rätsel bestehen und lässt den Betrachter verwaist zurück.
Dieses Gefühl haben wir zum Anlass genommen und Miriam Marlene Waldner darum gebeten, uns für den dunstigen kommenden Monat ein wenig Verzücktheit mit auf den Weg zu geben. Deswegen zieren ihre Bilder nun nicht nur Ausgaben von C-Heads, Material Girl oder der Glamour, sondern auch ganz frisch unsere Homepage. Außerdem haben wir mit der Fotografin über ihre Fotos, Inspiration und Kindheit gesprochen.
In welchem Alter bist du zur Fotografie gekommen? Wie kam das?
Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich die Fotografie durch meinen älteren Bruder für mich entdeckt. Wir beide hatten im Gegensatz zu unseren anderen drei Geschwistern ein großes Interesse, uns künstlerisch auszudrücken. Mein Bruder zeigte mir die Grundlagen, die Kamera zu bedien. Schnell war ich begeistert von der Fotografie. Ab diesem Zeitpunkt war ich wie besessen, meine Umgebung zu fotografieren. Während meine Klassenkameraden in den Schulpausen schnell noch Hausaufgaben erledigten oder über Liebesgerüchte plauderten, plante ich meine Fotoideen.
Was war deine erste Kamera? Ist sie noch in deinem Besitz?
Meine erste Kamera war eine analoge Kleinbildkamera. Diese benutze ich ab und zu auch noch.
Wie hast du gelernt, mit der Kamera umzugehen? Steckt dahinter eine klassische Ausbildung oder Studium?
Ich habe nie richtig gelernt zu fotografieren, hoffe aber sehr, dass ich für nächstes Jahr einen Studienplatz bekomme. Ich würde unglaublich gerne mehr Technisches lernen.
Stichwort: Analog vs. Digital?
Jedem das seine!
Woher nimmst du die Inspiration für deine Bilder?
Filme, Musik, Ausstellungen und Geschichten aller Art.
Welche Motive fotografierst du am liebsten?
Menschen, die mit ihrer Erscheinung Geschichten erzählen oder meine Zwillingsschwester.
Hast du ein Vorbild, sei es aus der Fotografie, Kunst, Mode oder Familie?
David Bowie und Patti Smith.
Hast du neben der Fotografie eine zweite große Leidenschaft?
Alte Bands aus der Rockszene, ich kenne fast alle Ihre Biografien. Künstler und damalige "It-Girls" von den 50ern bis zu den 90ern interessieren mich auch sehr.
Welches Kommentar hörst du am häufigsten, wenn du von deiner Arbeit erzählst?
Ich erzähle eher selten von meinen Fotos. Doch mir wird häufig gesagt, dass meine Arbeiten eine beruhigende Ausstrahlung haben.
Welche fünf Dinge hast du immer in deiner Tasche?
Ein Buch für Notizen und Zeichnungen, Stifte, Taschenmesser, Bonbons und Visitenkarten.
Hätte dein Leben einen Soundtrack, dann wäre es welcher Song?
GUM - Growin' Up
Was wolltest du als Kind werden?
Kinderbuchillustratorin, Masken- oder Bühnenbildnerin.
Was war dein Lieblingsfach in der Schule?
Ich hasste die Schule!
Beschreibe uns doch mal deinen perfekten Sonntag.
Früh bis zum Nachmittag auf Flohmärkten coole Sachen entdecken und danach alles in meinem Zimmer arrangieren. Hörspiele hören, bis mir die Ohren abfallen, Käsekuchen backen und Tatort in der Badewanne schauen.
Hast du einen Lieblingsplatz in Berlin bzw. den ultimativen Bar-Café-Restaurant-Ausgeh-Tipp für uns?
Das schöne Tirree in der Birkenstraße. Leckeres Frühstück, Kaffee & Kuchen und abends Cocktails nach Wunsch.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich hoffe, als erfolgreiche Fotografin in der Musikszene, mit vielen eigenen Projekten, die zB. Jugendlichen mehr Selbstbewusstsein geben können. Filme, Serien, Magazine, Blogs etc. geben unrealistische Ideale vor, sei es Aussehen oder Leistungen. Das macht viele Jugendliche, ohne dass sie es merken, unglücklich.
Wenn es mit der Fotografie doch nicht klappt, gibt es dann einen Plan B?
Ich finde es spannend, mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen zu arbeiten, vielleicht in einem Kinderheim. Solche Kinder sind unglaublich dankbar für Unterstützung und Fürsorge, die ihre Familie ihnen nicht geben kann.