
Es gibt einige Stylingregeln, die jedem Kind selbstverständlich und unbemerkt von den Eltern verabreicht werden, sobald es alt genug ist, sich abends ohne Hilfe die Kleidung für den kommenden Schultag herauszulegen. Manche dieser Regeln besagen zum Beispiel, dass man unter Kleidern keine Hosen trägt, immer nur zwei gleiche Socken gleichzeitig oder keine Turnschuhe zum Sonntagskleid. Mühsam erlernt und automatisiert, im Jugendalter teilweise revoltiert, ist es jedem spätestens in den Mitzwanzigern vollständig in Fleisch und Blut übergegangen. Das Krude dieser ursprünglich familiär-gesellschaftlichen Übereinkommen ist allerdings, dass sie von den wirklichen Modeprofis wie nebensächliche Notizen einfach mit dicken Eddings übermalt werden. An ihrer Stelle prangen dann nur noch die Buchstaben DO mit Ausrufezeichen.
Mit diesem Look passt das insofern zusammen, als dass ich hier gegen eine Vielzahl der elterlichen Empfehlungen verstoßen habe: 1. Mein Rollkragenkleid stammt von Humana und ist gar kein Kleid, sondern nur ein viel zu großes Oberteil der Übergrößenmarke Ulla Popken (Regel #2: Trage niemals Kleidungsstücke, die dir zu groß sind.). 2. Meine Socken sind zu kurz (Regel #15: Socken müssen immer mit dem Ende der Hose / Jeans / Leggings abschließen, sonst erkältest du dich.). 3. Meine Schuhe sehen aus wie derbe Männerschuhe (Regel #1: Du bist ein Mädchen, also kleide dich auch so.). 4. Meine Jacke ist zu kurz. (Regel #20: Jacken und Mäntel müssen immer länger als das Kleid darunter sein oder maximal einen Zentimeter kürzer.). Alles falsch gemacht? Ja! Genau deswegen wurde bei alledem doch ein Outfit geboren, das in sich schlüssig und noch dazu unkompliziert ist. Vielleicht sollten wir uns einfach öfter über modische Normen hinwegsetzen - anders taten und tun es erfolgreiche Designer der Neuzeit schließlich auch nicht.
Blouson - 5Preview | Rollkragenkleid (ähnliches hier), Lederschuhe (ähnliche hier) - Vintage | Leggings - H&M | Uhr - Daniel Wellington