Klatscht alle in die Hände, denn diese Woche Donnerstag hat das lange Warten ein jähes Ende! Die zigste Staffel von Germanys Next Topmodel geht an den Start. 25 untergewichtige Mädchen, die von einer Tante mit Quietschstimme durch die Gegend gescheucht werden und die unnützesten Dinge tun müssen. Und das wochenlang, bis dann ein Ergebnis verkündet wird, das sowieso von Anfang an feststand.
Würden sie direkt zu Beginn die Beinlänge messen, könnten sie sich die komplette Sendung eigentlich sparen. Zack und entschieden. Eine einzige Folge. Kurz und schmerzlos. Aber nein, der Sender mit der roten Sieben will es spannend machen. Jede Woche zittern die Mädels um ihre blanke Existenz. Bange Sekunden, die über ein Leben mit Wattebäuschen im Magen oder einer wirklich gescheiten Karriere mit Zukunftsaussichten entscheiden. Sekunden, in denen ich mich kaum zu atmen traue, aus Angst, ich könnte die wichtigsten aller Worte zu verpassen: "Ich habe heute leider kein Foto für dich." Meist muss ich dabei auch bitterlich weinen, aus absoluter Hilflosigkeit, weil meine Fernbedienung einfach viel zu weit weg liegt und ich in dieser Situation gefangen bin. Und vielleicht auch ein klein wenig aus Mitleid. Aber auch das eher mir selbst gegenüber.
Und dennoch scheint diese Sendung jedes Jahr irgendwie wieder gute Quoten zu bringen, weil sie bisher noch nicht abgesetzt wurde. Okay ja, ich gestehe, auch ich werde wieder jeden Donnerstag Abend vor dem Fernseher verbringen, mir Chips und Popcorn in den Mund schieben und mit ordentlich Cola nachspülen. Dabei werde ich vielleicht ein klein wenig über die Mädels kichern, die sich völlig sinnfreien Challenges stellen müssen, Fotoshootings absolvieren, bei denen es nur mehr darum geht, noch verrückter und spektakulärer zu sein als in allen vorherigen Staffeln... und dies füllt satte drei Stunden meines Donnerstagabends. Drei wertvolle Stunden, die ich besser in einer schäbigen Disco verbringen könnte.
Wobei, es gibt eine Folge, die liebe ich heiß und innig: Das Umstyling. Die großen Gefühle kommen da auf bei mir, wenn ich die Mädchen sehe, wie sie bittere, große Krokodilstränen vergießen. Und das alles wegen ihrer neuen, todschicken Frisur, die ja nun absolut typgerecht ist und ihnen zu einer großen Karriere verhelfen wird. Ohne diese Frisur wären Hopfen und Malz verloren, sagt die blonde Dame, die ja Ahnung von dem harten Business haben muss.
Vom Niveau darf sich an dieser Stelle ebenso verabschiedet werden, wie das Interview mit Thomas Hayo verrät. Denn es geht (zu Anfang) nicht um die fachlichen Aspekte, nein, es geht um die "Dream Edition", den Traum der Mädchen. Ja klar, was zählen schon richtiges Laufen, gute Mimik, Konzentration und Durchhaltevermögen, wenn die Mädels es wirklich wollen? Na eben, nichts. Nur der Wille zählt. Ein schöneres Schlusswort hätte ich fast nicht finden können, um diesem Nicht-TV-Tipp ein Ende zu setzen...