DVD-Tipp: The Royal Tenenbaums

laura
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Eine skurril-exzentrische Familie.

Herbstzeit ist Filmzeit. Wenn es ohnehin den ganzen Tag regnet und die Welt um einen herum bereits am frühen Nachmittag im Dunkeln versinkt, gibt es nichts schöneres, als sich auf dem heimischen Sofa einzuigeln und der Realität durch ein wenig cineastischer Tagträumerei zu entfliehen. Und weil neu nicht immer besser ist, gibt es heute einen DVD-Tipp, der zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben mag, aber definitiv fest zu meinen persönlichen Lieblingen gehört.


"The Royal Tenenbaums" erzählt die Geschichte der gleichnamigen Familie Tenenbaum. Ein wenig eigen, kommen sie alle daher. Royal Tenenbaum, seines Zeichens Familienoberhaupt, ist Anwalt und ein echtes Schlitzohr. Für seine Familie interessiert sich der Lebemann dagegen eher weniger, woraus er auch keinen Hehl macht, vor allem nicht, wenn es darum geht, dies vor seinen Kindern zu verbergen. Ganz doch die drei, die bereits in jungen Jahren eine unglaubliche Genialität aufweisen, machen das beste daraus und verfallen in eine merkwürdige Hass-Liebe gegenüber ihrem Vater. Chas, der jüngere der beiden Söhne, ist bereits als Knirps im Finanzwesen erfolgreich. Sein großer Bruder Richie mausert sich zum nahezu unschlagbaren Tennis-Ass und Adoptivschwester Margot veröffentlicht Theaterstücke am laufenden Band und erntet damit bereits im zarten Alter von neun unglaubliche Anerkennung. Knapp zwei Jahrzehnte später ist davon allerdings nicht mehr viel übrig. Etheline hat sich von ihrem Mann Royal getrennt. Seitdem kämpfen die Tenenbaum-Kinder jeder allein für sich gegen die Welt und ihre inneren Blockaden. Während Margot, depressiv, den Tag in der Badewanne vergeudet und kein Stück mehr zu Ende schreiben kann, reist ihr Bruder Richie nach dem verpatzten Wimbledon Match per Schiff um die Welt und scheint ebenfalls nicht gerade ein Sonnenschein zu sein. Chas dagegen knabbert am tragischen Tod seiner geliebten Frau, ein Unfall, und ist fast schon davon besessen, seine zwei Söhne vor möglichen Gefahren zu beschützen. Als er kurzerhand wieder bei Mama einzieht, dauert es nicht lange, bis auch Margot mehr oder weniger freiwillig wieder den Weg zurück in ihr Elternhaus findet. Als Royal, der sich auch nach all den Jahren nie von seiner Frau hat scheiden lassen, erfährt, dass diese ihren Steuerberater und langjährigen Freund Henry Sherman heiraten will, beschließt er den Krebskranken zu mimen, um seine Familie zurückgewinnen. Auch er nistet sich also im Tenenbaum Anwesen ein und als auch Richie, Royals vermeintlicher Lieblingssohn, geschockt von der Nachricht des bevorstehenden Todes seines Vaters wieder nachhause kommt, ist die Bande nach all den Jahren wieder komplett und das Chaos nimmt seinen Lauf.

 


"The Royal Tenenbaums" eröffnet auf wunderbare Weise den Blick auf eine skurril-exzentrische Familie, deren Mitglieder so sehr mit dem Kampf gegen sich selbst beschäftigt sind, dass für die Sorgen um die anderen eigentlich kein Platz scheint. Trotzdem hängen sie aneinander und brauchen sich bei aller selbstgewählter Einsamkeit gegenseitig mehr, als sie anfangs glauben mögen. Mit herrlich subtilem Humor, der gekonnt an der Grenze zum Drama balanciert, inzseniert Regisseur Wes Anderson die bunt, artifizielle Welt des Familienclans. Offiziell befinden wir uns in New York, was uns visuell aber entgegentritt, ist ein Universum, das beinahe wie ein Maßanzug auf die Tenenbaums passt. Beinahe märchenhaft wird uns die Geschichte als eine Art Roman erzählt, bestehend aus 8 Kapiteln, Epilog und Prolog inbegriffen. Und über allem steht die Frage, was eigentlich passiert, wenn ein Haufen Exzentriker aufeinandertrifft, von denen jeder erst wieder lernen muss, dass auch andere ihr Päckchen zu tragen haben. Dahinter steht der Wandel eines alten Herren, der nach all den Jahren des wilden Lebens am Ende schließlich doch erkennen muss, worauf es eigentlich ankommt. Wird Royal die Scheidungspapiere schließlich unterschreiben und seiner Frau Ethline den Weg in ein glückliches Leben ebnen? Findet die Familie wieder zueinander? Kann Chas sein Trauma überwinden? Wie entwickelt sich eigentlich die vermeintliche Liebesgeschichte zwischen den Adoptivgeschwisterm Margot und Rick? Und was hat es eigentlich mit Richies bestem Freund Elie auf sich? Wer diese Fragen beantwortet haben will, der schaut sich am besten "The Royal Tenenbaums" selbst an und verliert sich in 108 Minuten in dieser Welt, die sich wohl am ehesten als eine Art "fabelhafte Welt der Amélie" mit einer gehörigen Portion Zynismus beschreiben könnte.

 

 

 

 

 

 

    AUTHOR:
    LAURA SODANO

    Lebe lieber ungewöhnlich.

    Mode. (Pop-)Kultur. Feminismus. Was für die einen nach Schizophrenie par Exellence klingen mag, ist für sie selbstverständlich. Die Dame, die mindestens so gerne und schnell redet, wie sie denkt, sprudelt nur so vor kreativem Kopfchaos, von dem ihr Umfeld selten verschont bleibt. Sprache ist ihr Medium. Das nuancierte Spiel mit pointierter Artikulation ihre Waffe. Schokolade ihr Laster. Bei Mode und Literatur setzt ihr Verstand nur zu gerne aus.