Eine Show, auf die ich persönlich besonders hingefiebert habe, war die Präsentation von Wood Wood. Keine Ahnung, was genau das Label für mich so besonders macht. Im Grunde genommen verbinde ich damit gute, skandinavische Mode zu etwas gehobeneren Preisen. Ein gewisser Hype-Faktor spielt da zugegeben auch mit herein, immerhin ist man vor diesem in unserer Branche wirklich nie gefeit - egal, wie sehr man sich nun dagegen sträuben mag oder nicht. Worauf ich hinaus möchte: Schon von vornherein hatte ich hohe Erwartungen an die Kollektion für den kommenden Sommer.
Was ich an dieser Stelle schon sagen will: Diese wurden erfüllt. Natürlich. Handelt es sich bei der neuen Kollektion "Utopia" doch um eine, die offensichtlich aus der Hand des Labels zu stammen scheint. Jedes scheint eine unverkennbare Handschrift zu tragen. "Utopia" steht dabei für die Verbindung klassischer Elemente mit modernen Materialien und Techniken, die Verbindung zwischen Klassik und Moderne. Die Location, die Ny Carlsberg Glypotek, ist dabei auf zweierlei Art passend: zum Inhalt, als auch zum Design. Immerhin scheint der Marmorprint, der hier und da in der Kollektion hervorblitzt, doch von den Säulen des prunkvollen Museums zu stammen.
Klassische, cleane Schnitte in H-Linie - entweder leicht oversized oder figurbetont - werden zu gedeckten Blautönen kombiniert. Obenauf gibt es immer eine der typischen Kopfbedeckungen, die teilweise ein großes "W" ziert. Hier wären wir auch schon bei einem klaren Unterschied zu der diesjährigen Sommerkollektion: Wo heute alle noch mit sportlichen Caps herumlaufen, werden in einem Jahr nur noch Baumwoll-Schlapphüte zu sehen sein. Ja genau, die Exemplare, welche die meisten von uns in den 90er Jahren als Kinder hatten. Schon damals wussten unsere Eltern: der perfekte Sonnenschutz! Mit einem großen "W" auf der Front mag das Ganze natürlich wieder superstylisch sein und in den Rang eines Must-Haves erhoben werden - allerdings befürchte ich trotzdem, dass ich damit nicht warm werde, auch in zwölf Monaten nicht. Sieht mir doch irgendwie zu sehr nach deutschem Touristen aus. Da bleibe ich lieber bei meiner Cap (man muss ja auch nicht jeden Trend mitmachen, räusper).
Womit ich hingegen schon jetzt sehr warm geworden bin, sind die Streifen-Akzentuierungen. Ob als doppelte Querstreifen kurz über dem Saum oder auch in der dünneren Längsvariante als Komplettprint. Schließt eben auch so gut an den geliebten New Sports-Trend an, weswegen zu den Kleidungsstücken natürlich bevorzugt bequeme Turnschuhe oder Lederschuhe mit Streifen getragen werden. Bei den Farben dominieren Blautöne, die vor allem zu Schwarz und Weiß kombiniert werden. Aber auch Curry, Oliv und Beige sind willkommene Begleiter.
Absoluter Lieblingslook? Da habe ich gleich zwei, nämlich die beiden mit dem Längsstreifen-geprinteten Denimstoff. Sowohl die Jacken-Hosen-Kombi, als auch die Westen-Hut-Kombi gefallen mir ausnehmend gut. Ein anderes Phänomen, das bereits zur Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin gesichtet wurde und nun auch hier immer öfter zu sehen ist, finde ich immer besser: das Radlerhosen-Shorts-Phänomen. Wie das geht? Man zieht unter eine kurze Shorts einfach eine etwas längere, enganliegende Radler, wahlweise im gleichen oder kontrastierenden Farbton. Oder auch als Mann statt der Radler einfach eine dünne Strumpfhose plus Tennissocken unter die kurzen Hosen. Klingt creepy? Ist es auf den ersten Blick auch, aber irgendwie doch etwas anderes. I like.
Was trotzdem auffällt: eine gewisse Langeweile. Viele Höhen und Tiefen gab es nicht und auch die recht einheitliche blau-gedeckte Farbgebung macht die Kollektion nicht spannender. Man merkt, dass sich ein Label wie Wood Wood auf dem Markt etabliert hat und statt aufregender Experimente lieber auf Tragbarkeit setzt. Ein bisschen schade, aber nun gut. Ansehnlich sind die Kleidungsstücke dennoch. Das nächste Mal bitte nur wieder mehr Liebhaberstücke. Dankeschön.