Vor einer Weile tauchte eine mysteriöse Band im Web auf. MS MR der Name, dazu ein paar collagenhafte Clips aus Found Footage-Materialien und nicht zu vergessen eine Frauenstimme, die sich sofort vom Ohr ins Herz brennt. Mehr war erst einmal nicht in Erfahrung zu bringen. Egal wie tief man auch versuchte, die unendlichen Weiten des Internets zu durchforsten, die Stimmen blieben namen- und gesichtslos. Via Newsletter versorgte man uns regelmäßig mit neuem musikalischem Input. Und ehe man sich versah, war ein Hype geboren. Kaum ein Blog, kaum eine Musikplattform auf denen "Hurricane", das Debut der Band, nicht rauf und runter lief. Und gerade als die Spannung darum, wer nun hinter MS MR steckt, schon wieder abzuebben drohte, präsentierte sich uns das Duo im Clip zum wunderbaren Song „Fantasy“ mit einem Mal in ihrer menschlichen Gestalt. Lizzy Plapinger und Max Hershenow lauten die Namen des New Yorker Popduos, die ihre Musik als "Tumblr-Glitch-Pop" bezeichnen. Die Mischung aus Elektropop und Wave schafft wahre Gefühlswelten, in denen Düsternis und Hoffnung, Freude und Melancholie, Schwarz und Weiß miteinander verschwimmen. Stellenweise erinnert die Stimme von Lizzy außerdem stark an Sängerin Florence Leontine Mary Welch von "Florence and the Machine". Doch trifft sie damit wohl nur umso stärker den Nerv der Zeit.
Zugegeben, mit der Personifizierung dieser zuvor fast sphärenhaften Klänge schwindet auch ein klein wenig der Zauber, der die Band bisher umgeben hat. Während die zusammengebastelten Bilderströme genau die Atmosphäre der Songs zu tragen vermochten, erscheinen die offiziellen Clips manchmal etwas inhaltslos. Gestern wurde schließlich das Video zu „Hurricane“ veröffentlicht und schließt damit den Kreis zu den öffentlichen Anfängen der Band. Im Netz stößt das neue Bilderspektakel auf geteilte Meinungen. Ein irritierend verstörendes Traumgeflecht mit deutlicher Nähe zum Abgrund präsentiert sich uns da, das atmosphärisch aber leider auch nicht so wirklich mithalten und überzeugen kann. Aber Geschmäcker sind verschieden und der Vergleich sei letzten Endes jedem selbst überlassen.
Ich bin jedenfalls schon unheimlich gespannt auf das Debütalbum „Scondhand Rapture“, dessen Veröffentlichung für den 14. Mai angekündigt ist. Dann wird sich zeigen, ob auch die anderen Tracks auf der LP das Niveau der ersten Auskopplungen halten können und MS MR uns noch länger auf die Reise in surreal-schön verstörende Klangwelten nehmen.