VIE | Shop: Eva Blut

lilly
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Design trifft Tasche, trifft Fahrrad.

Vor kurzem erst habe ich dieses großartige Geschäft in der Wiener Innenstadt entdeckt. Bisher war beim Frozen Yogurt Laden ein Gebäude weiter immer Endstation für mich, doch die paar Schritte mehr haben sich wirklich gelohnt. Eva Blut ist eine junge Designerin, die mich mit ihren Entwürfen völlig fasziniert hat. Ihre Taschen sehen zwar oft simpel und minimalistisch aus, können aber wahre Zirkuskunststücke aufführen. Da wird aus einer schlichten Clutch eine Tasche, die in Sekundenschnelle aufs Fahrrad montiert werden kann, aus dem großen Shopper eine kleinere Variante für den Stadtbummel am Nachmittag oder aus der breiten Tasche fürs Büro mit einigen Handgriffen sowas wie ein moderner Rucksack. Ich hätte am liebsten laut applaudiert und Zugabe gerufen. Hätte ich mein ganzes Geld nicht schon für Restaurantbesuche und übergroße Eisbecher ausgegeben, würde ich definitiv in eine dieser Taschen investieren. Da wäre mein Erspartes sicherlich besser aufgehoben, als für den Bruchteil einiger Stunden in meinem Magen.

 

Dann wollten wir alles eben doch etwas genauer wissen und haben die junge Dame mit Fragen zur Entstehungsgeschichte, ihren Inspirationen und dem Standort Wien gelöchert. Los geht's. 

 

 

 

Wie lange gibt es Eva Blut schon? Erzähl uns kurz die Entstehungsgeschichte.
Eva Blut gibt es bereits seit 1999, hat aber als Experiment begonnen. Nach einer Mode und einer 'Galanteristen' Ausbildung und neben Studien in Philosophie und Kunstgeschichte. Erste Erfahrungen im Accessoire Team von Vivienne Westwood führten dazu, ein eigenes Label gründen zu wollen. Da damals Taschen meist noch eine recht harte Angelegenheit NEBEN dem Körper waren, sind die Ansätze damals zu Bodybags und haptisch angenehmeren Eigenschaften von Anfang an auf Interesse gestoßen. Es brauchte aber noch einige Saisonen mit Mode, bevor ich mich auf Accessoires fokussiert habe. Nach einem Relaunch 2010 ging EVA BLUT 'bereinigt' an den Start.

 

Wofür steht Eva Blut?
Es sind Accessoires, die eine ganz eigenständige räumliche Konstruktion aufweisen, extrem leicht und häufig von den Usern in ihrer Dimension veränderbar sind. Sie sind oft Unisex angelegt und verändern ein Outfit, ohne dabei sonderlich laut sein zu müssen. Diese Taschen oder Gürtel sind sehr klar, clean und flexibel. Elegant ohne Zwang. Spannend ohne Dekoration.


Woher holst du dir deine Inspiration?
Ich verstehe meine Taschen zum einen als kleine Räume und daher gibt es einen architektonischen Ansatz; zum anderen als Codes und diese werden vor allem durch die Atmosphäre des Materials kommuniziert. Hier drängt sich jede Saison ein neues Thema auf.

 

 

 

Woher kam die Idee, deine Designs auch fahrradtauglich zu machen?
Beim Entwickeln von Taschen ist es wesentlich zu respektieren, WIE die Menschen mobil sind. Und da halte ich das Fahrrad für eine der intelligentesten und modernsten Fortbewegungsmöglichkeiten in der Stadt. Also müssen die meisten Taschen auch am Rad funktionieren.


Dein Shop ist Modeboutique und Fahrradgeschäft gleichzeitig. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ein glücklicher Zufall: 1. einige Taschen waren für Radfahrer entwickelt worden, wodurch ein Radliebhaber auf mich aufmerksam wurde + 2. ein wunderschönes Geschäft, das für einen allein zu groß war.


Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
In zeitlicher Abfolge: A: ein gut vernetzter, eigener Online-Shop. B: Die Rad-Taschen-Schiene in den international besten Fahrradgeschäften platzieren, C: Partner zu finden, die Zürich oder London mit unseren Produkte im eigenen EVA BLUT Store bestücken wollen. D: immer wieder mal spannende Design-Kooperationen.

 

 

 

Welches ist dein Lieblingsstück?
CUBE - ein Key Piece, welches das Zeug zu einem modernen Klassiker hat.

 

Welches sind deine textilen Jugendsünden?
… hab ich sowas? Für Sünden sollte man sich doch schämen und da fällt mir gerade nichts ein… oder es ist gut verdrängt.


Mit welchem Designer würdest du gerne zusammenarbeiten?
Rick Owens, Anne Demeulemeester, Lutz. Mit allen wäre es aus unterschiedlichen Gründen spannend, zusammen zu arbeiten.

 

 

 

Warum hast du Wien als Standort gewählt?

Weil es eine Stadt mit hoher Lebensqualität und großem kulturellem Output ist. Ich mag auch die etwas östlich, abseitige Lage. Es ist auch modemäßig etwas abseitig, was für's und wider's hat: zum einen lässt es Freiräume zu, die starke Individualisten hervor bringen; andererseits ist es als Marktplatz unwichtig. Was einem fehlt, kann man ja mit Reisen kompensieren.

 

Hast du ein paar Insider-Tipps von Wiener Designern für uns?
Es gibt ein großes kreatives Potenzial in der Stadt. Eine sehr kunstnahe Auffassung von Mode, die mir sympathisch ist. Ich bedauere sehr, daß es fabrics_interseason als Mode nicht mehr gibt. Ich mag gerne House of the very Island und Maison Femme, Meshit oder Pelikan Avenue (letztere lebt in Antwerpen).


Deine Lieblingsspots in Wien?
Das Beste zum Kochen vom Yppenplatz am Samstag Vormittag. Die Praterstraße als Vorstellung eines Wiener Boulevards, der er sein könnte, war oder vielleicht einmal wird. Die Lokalszene im 2. Bezirk - ich fange mit einzelnen Namen besser erst gar nicht an. Oder vielleicht doch: Die Hafenkneipe Macquroll, die hoffentlich bald wieder ein sehr entspanntes Plätzchen für die Nacht ist.