MBFWB | Kilian Kerner SS14

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fashion
Gegensätze ziehen sich an?
Fotos: Yannic Pöpperling

Bei dem Namen Kilian Kerner denke ich zuallererst immer an einen Mix aus Lässigkeit und Eleganz. Mehr noch an Eleganz. Mit dieser Vorstellung erwartete ich auch den Catwalk des Designers auf der vergangenen Mercedes-Benz Fashion Week Berlin. Glanz und Glamour, so wie man sie bei der Berliner Ausgabe der Modewoche tatsächlich nur noch selten zu Gesicht bekommt. Natürlich wurde ich nicht enttäuscht. Trotzdem hat der Herr die beiden Attribute "Lässigkeit" und "Eleganz" dieses Mal ein wenig auf die Spitze getrieben und aus dem ungleichen Merkmalspaar, das sich doch anzieht, zwei wirkliche Widersprüche geschaffen. So kombinierte der Designer seine schicken Kleider und Hosenanzüge nicht zu High Heels oder Lederschuhen, wie es bei Modenschauen normalerweise üblich ist - sondern zu Nike Air Max. 

 

Resultierend aus dieser Kooperation mit Nike gab es dann auch zu jeder Farbgebung der Kleidungsstücke ein passendes Modell Nike Air Max 90. So schienen die Models weniger über den Laufsteg zu schweben, als sie sprinteten und hüpften. Definitiv ein Hingucker. Aber auch ein Bruch, den viele Anwesenden vom ersten Moment an kurz verdauen mussten. Versteht mich nicht falsch: ich persönlich bin ein großer Anhänger der neuen Bequemlichkeit und des "New Sports"-Trends. Ich liebe es, Turnschuhe zu fließenden Materialien und mädchenhafter Frisur zu tragen. Doch auf dem Catwalk hat diese Gemütlichkeit für mich dann irgendwie doch nichts zu suchen. Zumindest nicht in ausgeprägt gemütlichem Schuhwerk. Auf dem Catwalk möchte ich gern schwindelerregend hohe Treter sehen, welche die von Natur aus schon perfekten Beine der Mädchen noch länger und schöner wirken lassen. Ich möchte Perfektion und Anmut bis ins letzte Detail. Dazu passen die sportlichen Schuhmodelle leider nicht wirklich. Auf der Straße dürfen die Kleidungsstücke dann gern genauso kombiniert werden - bei der Modenschau war es für mich allerdings fehl am Platz. Dann kann es nämlich auch passieren, dass der Gegensatz und das Schuhwerk alle Aufmerksamkeit für sich vereinnahmen und der Blick für das Wesentliche, die Kleidung, vollkommen verloren geht. Zumindest musste ich mich mehrere Male bei genau diesem Szenario beobachten. Daumen hoch für so viel Mut - doch das nächste Mal sehe ich gern wieder High Heels und Schnürschuhe an den Füßen der Models. 

 

 

 

So, nun aber zur Kollektion. Betrachtet man diese genau, erkennt man das große Talent, die Handwerkskunst und natürlich Erfahrung des Designers. Dieser hat viel Material gemixt und so ist von Baumwolle über Neopren bis hin zu glänzenden und metallischen Elementen alles dabei. Auch das Spektrum der Musterungen reicht von aquarellartigen Prints bis hin zu Nadelstreifen. Traumkleider machten ebenfalls wieder einen großen Teil der Kollektion aus. Kein Wunder, die beherrscht der Herr auch bis ins Detail. So schickte er ein Kleid schöner als das andere über den Laufsteg. Ob geografische Muster, seidene Stoffe, viel mehr Glanz und Pailetten - solch ein Kleid möchte jedes Mädchen wenigtens einmal im Leben tragen. Ob wir dann  auch Turnschuhe dazu anziehen, können wir allerdings nicht wirklich sagen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    AUTHOR:
    LOLA

    Modemädchen durch und durch.

    Minimal Chic und New Sports ist ihr Metier, über Normcore und andere Phänomene der Mode kann sie nickend Romane erzählen und trotz Totalausfall beim Anblick der neuesten Laufstegbilder und Lookbooks ist die Dame nicht auf das Köpfchen gefallen. Lola liebt Kopenhagen und Kafka, hat eine Schwäche für Männermode und Musikhits, ist aber auch für Kunst und Kitsch zu haben.