KREMPEL DER WOCHE: RICH KIDS

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Design oder Nichtsein, das ist hier die Frage.
© Babble/Enmanuel Pichardo/Famewatcher/Fanpop/Mimz.Femelle/Stylebistro/Zimbio

Was schießt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr an eure Kindheit zurückdenkt? Meine Top 5 sind in jedem Fall „Rangeln“, „Buden bauen“, „Blaue Flecken“, „Tomb Raider“ und ja, wahrscheinlich weniger cool - „Reiten“. Irgendwie musste ich mir ja ein Stück Mädchensein bewahren, wenn ich schon mit einem großen Bruder aufwuchs. Dennoch habe ich gerne zu ihm und seinen Freunden aufgeschaut und wollte immer dabei sein, wenn Fußball gespielt oder Geburtstag gefeiert wurde. Ganz zum Leidwesen meines Bruders. Und seiner Freunde. Vielleicht war es damals gar kein Versehen, als ich den guten Echtlederfußball beim Zocken mitten in den Magen bekam, hm. Unseren Eltern war es jedenfalls immer wichtig, dass mein Bruder und ich ausreichend Möglichkeiten hatten uns auszutoben (und nein, keiner von uns litt an ADHS, sodass unsere Eltern eigentlich nur auf ihren Vorteil bedacht waren). Dass man dabei vielleicht ab und zu im Matsch landete, sich Kratzer und blaue Flecken zuzog oder sich die Milchzähne ausschlug, was jetzt vermutlich schlimmer klingt als es war, gehörte irgendwie dazu. Ich will nicht sagen, dass es an der Tagesordnung war, aber wenn etwas in diese Richtung passierte, war es kein Weltuntergang. Wenn man Kind ist, lässt sich sowas halt nicht immer vermeiden und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Wer damals nie im Dreck gespielt hat, wird heute unter Umständen kein sonderlich gutes Immunsystem und vielleicht sogar Allergien haben. Kinder sind zudem oft übermütig, weil sie über die potentiellen Konsequenzen nicht nachdenken. Da kann es schon mal vorkommen, dass eine Achtjährige gedankenverloren den Handball gegen die Hollywoodschaukel schießt und das Geheule bzw. Gelächter des Zwölfjährigen Bruders groß ist, wenn der Ball dem Mädchen dann mit voller Wucht die Visage poliert. Mal bist du der Hund und mal bist du der Baum.

 

Wenn man in den Medien die Kinder von Prominenten sieht, beschleicht einen jedoch schnell das Gefühl, dass diese Kinder nie gelernt haben, und auch nie lernen werden, wie es ist, der Baum zu sein. Sie werden von den Eltern und Nannys mit Samthandschuhen angefasst und betüddelt und verwöhnt, wie es besser nicht geht. Selbstverständlich ist man ständig besorgt um den Nachwuchs und das vielleicht auch noch mehr, wenn die Kinder zwangsweise in der Öffentlichkeit stehen, aber deswegen sollte man die Kleinen nicht ihrer Kindheit berauben. Klar hätte ich auch Angst um meinen Sohn, wenn er mit seiner schicken Krawatte auf einem Klettergerüst spielt und sich jederzeit strangulieren könnte. Oder Sorge um meine Tochter, wenn sie trotz Miniatur-Pumps losrennen will, weil sie ein paar Meter weiter ein Eichhörnchen gesichtet hat. Entweder man untersagt den Kindern dann das Spielen auf dem Klettergerüst bzw. das plötzliche Losrennen oder man steckt sie in kindgerechte Kleidung. Ich plädiere für Letzteres. Kein Kind will im goldenen Käfig sitzen, denn es ist einfach nicht alles Gold, was glänzt.

 

Selbstverständlich mag es auch Kids geben, die schon früh ein verstärktes Interesse an Mode haben wie z.B. die Tochter von Will Smith. Aber dieses Interesse kommt ja nicht von ungefähr. Ihr wird ein Leben in der High Society vorgelebt und meiner Meinung nach wird sie nicht ausreichend vor all diesen Einflüssen geschützt. Es muss einfach nicht sein, dass elfjährige Mädchen mit Undercut und Converse-Plateaus durch die Gegend marschieren. Natürlich hab auch ich damals Dinge gesehen, die ich unbedingt haben musste oder machen wollte, aber trotz riesigem Theater meinerseits gab es Sachen, die mir nicht erlaubt wurden. Heute bin ich meinen Eltern dankbar dafür.

Als ich vor einigen Jahren die ersten Bilder von Kingston Rossdale, dem Sohn von Gwen Stefani, sah, war mein allererster Gedanke zwar „Wow, was für ein cooles Kind!“, aber dieser Gedanke wurde ganz schnell von der Tatsache getrübt, dass sich ein Vierjähriger mit Sicherheit nicht selbst für die Sonnenbrille von Prada und den Irokesen entschieden hat. Gut, wenn es den Promis nichts ausmacht, wenn die Kiddies in Burberry und Kenzo herumtollen und sich eventuell einsauen, da sie ja eh nicht selbst waschen müssen, ist das in Ordnung. Manche wissen halt nicht wohin mit all dem Geld. Aber meine Toleranzgrenze ist spätestens dann überschritten, wenn kleinen Kindern die Haare gefärbt werden. Platinblonde Mähne mag zwar das Markenzeichen von Gwen Stefani sein, aber sie muss kein Mini-Me aus ihrem Sohn machen. Das Gleiche gilt für Katie Holmes. Die Kindheit ist auch so schon kurz genug. Leider.