FILM-TIPP: PIXELSCHATTEN

sandra
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Dein Leben ist online.
© Pixelschatten

Wir kennen es alle - ein Leben ohne Blogs, Twitter, Facebook und Instagram ist für viele von uns mittlerweile unvorstellbar und müssten wir von jetzt auf gleich wieder eine Zeit lang ohne diesen Onlinealltag durchhalten, wir würden vermutlich durch die Hölle gehen. Zumindest würde sich das für uns, der Generation Internet, so anfühlen, denn mittlerweile sind diese Plattformen zu festen Bestandteilen unseres Lebens geworden. Neben dem realen Ich, welches tagtäglich arbeiten geht, sich mit Freunden trifft oder an Wochenenden die Nacht zum Tag macht gibt es noch ein virtuelles Ich, was sämtliche Vorgehensweisen des realen Ich's für die große, weite Internetwelt dokumentiert. Man könnte fast schon meinen, dass wir alle shizophren geworden sind. Aber was bedeutet es eigentlich, ein zweites Ich in der digitalen Welt zu haben und was passiert mit uns, wenn die zweite Persönlichkeit auf einmal gelöscht wird? 

 

 

Mit diesen Fragen wird Paul, genannt Pixel und der Protagonist aus dem Film konfrontiert, der in der Nähe von Münster aufgewachsen ist und mit seinem Blog "Pixelschatten" zu einer Art Dortberühmtheit wurde. Seit seiner Schulzeit schreibt er regelmäßig über seine Freunde, die besten Partys oder einfach über Gott und die Welt. Während sein Blog damals noch von vielen Lesern aufgerufen wurde, interessiert sich heute leider kaum noch jemand mehr für das, was Paul auf Pixelschatten veröffentlicht. Auch seine Freunde sind es so langsam leid, dass deren Leben ständig dokumentiert wird und das fremde Leute über sie jederzeit Bescheid wissen. Während sein gesamtes Umfeld also so langsam aber sicher erwachsen wird und Zukunftspläne schmiedet, möchte Pixel nichts an seinem Leben ändern und merkt nicht, wie sich alle von ihm entfernen - sogar seine Freundin Suse, mit der er seit der 10. Klasse zusammen ist. Als ihm daraufhin auch klar wird, dass sein Blog schon längst nicht mehr so angesagt ist wie damals, werden seine Posts aggressiver und er mit ihnen immer unverschämter, bis es dann schließlich zu einem großen Knall kommt. Pixel verschwindet spurlos und hinterlässt nichts anderes als ein intimes Video von ihm und seiner Freundin auf seinem Blog. Jeder aus der Clique geht auf seine eigene Weise mit seinem Verschwinden um und zusammen übernehmen sie Pixelschatten, um aus ihm auf diese Art und Weise ein Lebenszeichen herauszukitzeln. Die Leser des Blogs glauben daraufhin er sei wieder zurückgekehrt, die Plattform wird beliebter und so erfolgreich, wie Pixel es allein zuvor nie geschafft hat. 

 

 

"Pixelschatten" ist ein fröhlich-melancholisches Projekt, welches unsere Generation Internet gekonnt widerspiegelt und die Zuschauer können sich durch die Mischung aus Chatgesprächen, Online-Videos und subjektiven Kameraeinstellungen direkt mit einem passionierten Blogger identifizieren. 

 

"A potent and affecting film, filled with moments so genuine that they manage to capture

that rare moment when life is both funny and painful."  (dearfilm.net)

 

Der Film erzählt aus der Ich-Perspektive und bei Pixelschatten stört es im Gegensatz zu manch anderen Filmen, die das bereits versuchten, in diesem Fall überhaupt nicht, dass man Paul aka. Pixel in den rund 85 Spielminuten gar nicht zu Gesicht bekommt. Vormerken sollte man sich diesen Film also unbedingt, nicht nur wegen der netten Impressionen aus Münster, sondern auch wegen der spannenden Handlung und der gekonnten Inszenierung der Beziehungen zwischen den Protagonisten. Warum nicht gleich ansehen? Weil es den Film momentan noch nicht auf DVD gibt. In der letzten Woche lief er bei ZDF.kultur, ist aber mittlerweile auch leider wieder aus der Mediathek verschwunden. Ich fragte daraufhin selbst bei dem Macher von Pixelschatten Anil Jacob Kunnel nach und er hat mir verraten, dass der Film vermutlich bald auf Amazon on demand erhältlich sein wird und die Produktionsfirma nun überlegt, eine kleine Auflage an DVD's zu produzieren. Wir sind ja schließlich nicht in Hollywood, hier kümmert man sich noch selbst um solche Dinge. Aber lasst euch gesagt sein: das Warten wird sich lohnen und vielleicht wird Pixelschatten nochmals in naher Zukunft ausgestrahlt.

 

    AUTHOR:
    SANDRA OLYSLAGER

    Die verbale Inkontinenz.

    Mal angenommen, man müsste Sandra in einer Sendung wie „Ruck Zuck“ beschreiben, die Leute würden ihren Vordermann anticken und Sachen sagen wie „intellektuell exhibitionistisch und fuckin' emotional“, man würde sofort erraten wer hier gemeint ist. Seit bereits drei Jahren treibt sie sich im Internet als Bloggerin herum und hat es bisher nicht einen Tag bereut.