Krempel der Woche: Holi Festivals

lilly
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الفياجرا
gossip
Bunte Farbe, die keiner braucht.
© Alberto Sodano

Zugegeben, ich mag Festivals. Zumindest solche, auf denen ich mich zwischendrin mal duschen und meine Notdurft auf einer ordentlichen Toilette verrichten kann. Am liebsten sind mir daher all jene, die nur einen Tag lang dauern und ich gar nicht erst mit meinen zwei linken Händen ein Zelt aufbauen oder mich nächtelang auf einer lächerlich dünnen Isomatte in den Schlaf fluchen muss.

Ja, eigentlich müsste das Holi Festival ja komplett meinen Träumen entsprechen. Wäre es nicht einfach irgendwie völlig verblödet. Tausende Menschen, die horrende Eintrittspreise bezahlen, nur um anschließend mit dämlichen Farbbeuteln um sich zu werfen. Verdummung par excellence. Danach tanzen sie in völliger Extase, absoluter Glückseligkeit und schmutzig durch die Gegend. Feiern sich und ihr Leben und sämtliche Körperöffnungen, aus denen in den darauffolgenden Tagen nur mehr bunte Masse herausströmen wird. Ja, ein wahrhaft herrlicher Gedanke.

 

Vielleicht habe ich aber auch einfach nur den Sinn hinter diesem Event nicht verstanden. Vielleicht sollte auch ich mich in weiße Klamotten hüllen, als würde ich die nächste Provinzdisko marschieren, Farbpulver in die Höhe schmeißen, extatisch mit den Händeln in der Luft wedeln und mich in der bunten Wolke voller Giftgas meinem sicheren Tod oder zumindest Lungenkrebs hingeben...

 

 

In Indien fand alles seinen Ursprung. Das Land, das für einige bunte Pülverchen bekannt ist - Curry und so - nahm noch einige weitere Farben ins Sortiment auf und machte daraus eine riesige Party. Himmelblau, Lila, Barbiepink und Froschgrün wurden pünktlich zum Frühlingsanfang tagelang durch die Lüfte gewirbelt, bis auch der letzte Strohhalm mit einer bunten Schicht überzogen war. Wahnsinns Idee, das muss man ihnen lassen. Weil es da aber noch irgendwie Sinn macht, von wegen Frühling, bunte Farben, Fröhlichkeit und tralala, finde ich es in ihren Gefilden an sich ja noch eine ganz coole Idee.

Weil den Europäern wohl sonst nix einfiel, womit sich sonst noch ordentlich Kohle machen lässt, haben sie einfach die Tradition geklaut und eine richtige Kommerzveranstaltung daraus gemacht, die, wie eine Karawane, quer durch Österreich und Deutschland tourte und für Millionenumsätze sorgte. Ein wahres Elend. Noch schlimmer, als die 13 biblischen Plagen. Die Frösche, die ganz Ägypten verstopften; oder die Heuschrecken, die ganze Felder leer fraßen. Nein, das hier ist noch viel grauenhafter.

Tatsächlich fanden sich aber noch unfassbar viele Menschen, die auf diesen bunte-Pulver-Zug aufgesprungen sind und sich noch Tage später lautstark in der U-Bahn beschwert haben, dass sie die Farbe noch immer nicht aus jeder Ritze herausgekriegt haben.

...mit Fröschen oder Heuschrecken hätte das hingegen nicht passieren können. #justsaying

 

    AUTHOR:
    LILLY ROCKET

    Im Raketentempo durch den Tag.

    Der Name ist Programm. Im Eilschritt wird alles erledigt, was auf der Tagesordnung steht. Dann heißt es Füße hochlegen und Eiscreme essen. Die Dame steht mächtig unter Strom, treibt ständig Schabernack und steckt damit die ganze Welt um sich herum an. Sie liebt die Schreiberei und das Reisen, trashige Analogfotografien, Mode und Wien. Wie gut, dass all diese Dinge mittlerweile zu ihrem täglichen Brot gehören.